„Ich werde einen Haufen Leute töten“

USA Der mutmaßliche Täter von Charleston soll Nachbarn den Anschlag angedeutet haben

NEW YORK taz | Es war die bisher tödlichste Attacke gegen eine Kirche von Schwarzen in den USA. Sechs Frauen und drei Männer sind tot. Das jüngste Opfer war 26, das älteste 87. Sie hatten sich rund um ihren Pastor, den 41-jährigen Clementa Pinckney, zu einer Bibelstunde in der Emanuel AME Kirche in Charleston getroffen.

Der 21-jährige Dylann Roof war der einzige Weiße im Raum. Eine Stunde lang nahm er an der Bibelrunde teil. Um 21 Uhr begann er zu schießen. Am Donnerstag wurde er mehrere hundert Meilen weiter nördlich in North Carolina im selben Wagen gefasst, mit dem er zur Kirche gekommen war.

Wenige Minuten nach der Festnahme trat US-Präsident vor die Medien. Barack Obama ist sichtlich bewegt. Er kannte den Pastor und die Kirche. Er spricht von seiner Trauer und Wut über die Tat und über die Leichtigkeit, mit der man Schusswaffen bekommen kann: „Wir wissen, dass diese Art von Massengewalt in anderen fortgeschrittenen Ländern nicht existiert. Nicht so oft“, sagt er.

Dylann Roof hat den Terror in der Kirche sorgfältig geplant. Auf seiner Facebookseite posiert er mit den Wappen von zwei untergegangenen rassistischen Regimen auf dem rechten Revers seiner Weste: Südafrika aus der Apartheidzeit und Rhodesien, bevor es Simbabwe wurde. Vor einer Woche hat er seinem schwarzen Nachbarn Christon Scriven gesagt: „Ich werde einen Haufen Leute töten.“

Am Tag nach dem Terror in der Kirche sagt der Nachbar: „Er hat einen trockenen Humor. Bei ihm weiß man nie, was er ernst meint.“ Mit der Polizei kam Roof erst in diesem Jahr in Kontakt. Sie nahm ihn zweimal wegen seltsamen Benehmens in einem Einkaufszentrum in Columbia fest. Zu seinem 21. Geburtstag im April schenkte sein Vater ihm eine Glock-Pistole.

In den Medien wird Roof vor allem auf zwei Arten beschrieben. Einerseits geht es um seine rassistischen Insignien und Worte. Zum anderen steht sein Gebrauch von ärztlich verschriebenen Drogen im Vordergrund. Je konservativer die Kommentatoren, desto größere Bedeutung geben sie seiner „psychischen Störung“. Auf Fox News gar erklärt ein schwarzer Priester aus Chesapeake in Virginia, es handele sich um einen „Angriff auf Christen“. Er schlägt vor, Pastoren sollten sich bewaffnen, um ihre Gläubigen zu schützen. DOROTHEA HAHN