DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Ein Vibrator für den Pelz

WAS SAGT UNS DAS? In China konkurrierten Frauen um die schönste Achselbehaarung. Gute Idee, nur die klischeehaften Preise stören

100 Kondome für 100 Achselhaare: So könnte man einen Wettbewerb in China zusammenfassen. Frauen wurden aufgefordert, Fotos von sich und ihrem sprießendem Achselhaar auf Weibo, dem chinesischem Twitter-Pendant, zu posten. Über Tage wurde Weibo daraufhin mit Achselhaaren in allen Variationen überflutet.

Organisiert wurde das Ganze von der Frauenrechts-Aktivistin Xiao Meili. Sie will damit ein Zeichen gegen das westliche Schönheitsideal des haarlosen Frauenkörpers setzen, sagt sie. Seit den 1990er Jahren beeinflusst dieses Ideal auch immer mehr chinesische Frauen. Dagegen protestiert Xiao Meili und will mit dem Wettbewerb zeigen, dass Achselhaar nicht per se unhygienisch und unsexy sein muss, sondern auch weiblich und schön sein kann.

Um das zu beweisen, sollten die Frauen selbstbewusst posieren und das sprießende Haar gekonnt in Szene setzen. Sie folgten dem Aufruf: Im BH auf einer leer stehende Straße, im Business-Look, oder im Bett mit kokettem Blick. Diejenige, mit den meisten Shares und Likes, hat gewonnen.

Grundsätzlich ist das alles eine tolle Idee, um die Obsession vom aalglatten Frauenkörper zu hinterfragen. Leider war man bei den Preisen nicht mehr ganz so kreativ. Der erste Platz bekam 100 Kondome, der zweite Preis war ein Vibrator, der dritte zehn Urinellas. Alles also sehr versext. Es kann ja nicht sein, dass Feminismus ganz ohne Sex auskommt. Das geht ja nicht!

Dabei vermitteln gerade die 100 Kondome für die Gewinnerin einen ganz und gar unfeministischen Eindruck. Als ob es bei dem Wettbewerb schlussendlich nur darum geht, jemandem zu gefallen, begehrenswert zu sein und möglichst viel Sex zu haben. Dagegen zählt doch etwas anderes: sich wohl zu fühlen – ob nackig oder pelzig unter dem Arm. Also muss man leider sagen: Gute Idee, guter Ansatz! Durch die klischeehaften Preise wurde die Wirkung aber leider verfehlt.

Ein Vorschlag für den nächsten feministischen Wettbewerb: Die Frau mit dem schönsten Damenbart – der ist ja immerhin ein noch größeres Tabu – gewinnt die gesammelten Werke von Simone de Beauvoir.

LAILA OUDRAY