Neu im Kino

In Sebastian Schippers Film „Victoria“ finden sich zwei, die nicht zu den Gewinnern gehören: Die Spanierin Victoria (Laia Costa) lebt ohne Deutschkenntnisse in Berlin, ohne Freunde, aber entschlossen, dem Druck des Konservatoriums in Madrid zu entfliehen. Der Berliner Sonne (Frederick Lau), der sie am Ende der Nacht anspricht, gibt sich indes als König der Straßen, der mit seinen Kumpels Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuß (Max Mauff) Autos für Spritztouren „ausleiht“ und den Morgen bei einem Joint auf dem Dach begrüßt. Victoria und Sonne bleiben nicht einmal zwei Stunden, in denen ihre unmögliche Liebesgeschichte in einem actiongeladenen Desaster eskaliert. Wie in einem Durchlauferhitzer der Gefühle erzählt der Film vom Erwachsenwerden. Seit seinem Debüt „Absolute Giganten“ attackiert Regisseur Sebastian Schipper den Glauben, ein gutes Drehbuch sei die Garantie für einen Qualitätsfilm, und drehte „Victoria“ stattdessen in einer einzigen Einstellung mit Spontandialogen – unterlegt von der hypnotischen Filmmusik Nils Frahms. Das Ergebnis ist um vieles ruhiger und atmosphärischer als die wackligen Bilder der Dogmafilme.