Und das war mal ganz gut so

SPD und CDU streiten über die Homo-Ehe

VON BERT SCHULZ

Die Koalition streitet um die Homo-Ehe, über die am Freitag im Bundesrat abgestimmt wird. Während die SPD der CDU Hinterwäldlertum vorwirft, weil sich Letztere um eine Entscheidung drückt, spricht deren Generalsekretär von „Klamauk“. Stoff für einen richtigen Koalitionskrach ist das nicht. Aber der Disput verweist auf ein Problem der SPD nach der Ära Wowereit: Wie soll sie die Stimmen aus der starken Berliner Queer-Community halten, die der Regierende allein durch sein Schwulsein abonniert hatte?

Auf Landesebene lässt sich da wenig machen. Also bleibt die Symbolpolitik. Und Wowereit war einfach ein starkes Symbol für ein tolerantes Berlin. Viel mehr tun als die Regenbogenflagge hissen und auf der Aids-Gala rumstehen musste er nicht.

Nachdem nun wieder ein Hetero Berlin regiert, fragen sich viele Homos, ob ihre Stimme bei Linkspartei oder Grünen nicht besser aufgehoben ist. Schließlich profiliert sich Klaus Lederer, schwuler Linkenchef, mit Queer-Themen; und die einstige Ökopartei (die auch einen schwulen Chef hat) steht traditionell der Community näher als die SPD.

So ergibt sich für den SPD-Parteichef, der nach seiner Niederlage bei der Wowereit-Nachfolge zurückstecken musste, nun die überraschende Chance zur Rückkehr auf die politische Bühne – schließlich ist Jan Stöß, der den Koalitionsstreit mit Leidenschaft anfeuert, auch schwul. Zwar lässt sich aus seinem Eindreschen auf die Union nichts über die queerpolitischen Ziele der SPD herauslesen. Aber es ist ein schönes symbolisches Zeichen. Und nur darum geht es.