SPORTPLATZ
: Ein Hauch Wehmut

HANDBALL Die Füchse Berlin verlieren beim letzten Saisonspiel und sagen gleich vier wichtigen Akteuren ade, auch dem Trainer. Ziel: wieder oben mitmischen

Allerlei Abschiede gab es am Freitagabend in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle beim letzten Saisonspiel der Füchse zu sehen. Da war die 29:32-Pleite gegen die SG Flensburg eigentlich nur Nebensache. Mit Kapitän Iker Romero (Karriereende), Kreisläufer Evgeni Pevnov (Gummersbach) und den Rückraumspielern Pavel Horak (Erlangen) und Konstantin Igropulo (Kopenhagen) wurden gleich vier Akteure verabschiedet, die das Bild der Füchse in den letzten Jahren geprägt hatten. So schwang auch ein Hauch Wehmut mit. „Das war schon sehr emotional“, gestand Pevnov.

Neben den vier Akteuren war es auch das letzte Spiel für Dagur Sigurdsson als Füchse-Trainer. Er wird sich künftig als Nationaltrainer voll auf die deutsche Auswahl konzentrieren. Sechs Jahre hatte er die Füchse geformt. „Er ist der Vater des Erfolges und er wird nicht zu ersetzen sein“, erklärte Manager Bob Hanning.

Sein Nachfolger, Erlingur Richardsson, war auch schon in der Halle. Der Isländer hat gerade eine Wohnung in Prenzlauer Berg gefunden und lernt fleißig deutsch. Richardsson tritt ein schweres Erbe an. Mit dem Pokalsieg letzte Saison und dem EHF-Pokalsieg – entspricht der Europa League im Fußball – konnten die Füchse zuletzt ihre ersten Titel holen. Mit dem Sieg im EHF-Cup vor einigen Wochen sind die Füchse zudem auch nächste Saison wieder international vertreten. In der Liga landete man auf Platz Sieben. „Eine herausragende Saison“, fand Hanning. So ganz überragend war sie zwischendurch aber nicht. „Wir haben zwischendurch die Fokussierung verloren und hatten Motivationsprobleme“, so Hanning.

Die Folge: Teilweise desaströse Auftritte. Zeitweise musste man in der Tabelle sogar nach unten schauen. „Aber das ist nicht unser Anspruch“, fand Hanning. So entschloss man sich zu dem Schnitt im Sommer. „Das Team war ausgebrannt“, glaubte der Manager.

Deshalb werden die Füchse ein komplett neues Gesicht bekommen. Sie mussten ohnehin fast die gesamte Saison verletzungsbedingt auf Abwehrchef Denis Spoljaric und Spielmacher Bartlomiej Jaszka auskommen. Die früheren Köpfe des Teams werden wohl nicht wieder zurückkommen und ihre Spielerkarriere beenden müssen. Mit Linksaußen Bjarki Elisson kommt der Torschützenkönig der zweiten Liga, den Rückraumspielern Kent Tönnesen (Wetzlar) und Drago Vuckovic (Lübbecke), dem spanischen Kreisläufer Ignacio Jimenez und dem neuen kroatischen Abwehrchef Jakov Gojun (Paris St. Germain) stehen fünf Zugänge bereits fest.

Trotz Umkremplung des Kaders will man aber trotz deutlich kleinerem Etat gegenüber der Konkurrenz auch nächste Saison wieder oben mitmischen. „Ich vergleiche uns ja immer gerne mit dem SC Freiburg“, sagte Hanning. Die sind allerdings gerade aus der Bundesliga abgestiegen. Dieses Schicksal wollen die Füchse dann doch nicht mit den Breisgauern teilen. NICOLAS SOWA