Unfrieden auf dem Friesenhof

HEIM-QUERELEN

Der Norden hat ein neues Heim-Problem: Nach einer unangemeldeten Prüfung entzog das Landesjugendamt Schleswig-Holstein dem Träger „Friesenhof“ die Genehmigung für die zwei Mädchenheime in Dithmarschen. Während im Haus „Nana“ schon niemand mehr untergebracht war, wohnten im „Campina“ noch acht Mädchen, die am Mittwoch das Jugendamt in Obhut nahm. Dabei kam es zu Zwischenfällen: Zwei Mädchen verletzen sich mit selbst und wurden ärztlich behandelt. Andere versuchten zu flüchten.

Inzwischen lebten die Mädchen in anderen Einrichtungen, teilte der Landkreis Dithmarschen mit. „Alle sieben Mädchen habe ich inzwischen gesprochen“, sagte die Bereichsleiterin Soziales, Agnes Renate Dümchen, „sie fühlen sich in ihren neuen Einrichtungen richtig wohl.“ Das achte Mädchen kam bei der Heimleiterin privat unter. Sozialstaatssekretärin Anette Langner kritiserte, die Friesenhof-Mitarbeiter hätten die Betroffenen nicht hinreichend auf die Inobhutnahme vorbereitet.

Als Grund für die Schließung nannte das Ministerium fehlendes qualifiziertes Personal. Auch entspreche der Umgang mit den mit den Jugendlichen nicht den vereinbarten pädagogischen Maßstäben. Das Landesjugendamt hatte mit der Betreiberin eine umfangreiche „Vereinbarung“ getroffen, nachdem Vorwürfe von früheren Mitarbeitern und Mädchen laut geworden waren – untersagt wurden unter anderem entwürdigendes Anschreien und Strafsport. Die Betreiberin bestreitet die Vorwürfe.

Bekannt gemacht hatte den Fall am Montag die Hamburger Linksfraktion. Bei deren Abgeordneter Sabine Boeddinghaus meldeten sich ehemalige Bewohnerinnen, die ihre Erlebnisse erzählten. Die Linksfraktion will nun per Aktenvorlageersuchen herausfinden, wie viel die Hamburger Behörden wussten: Laut dem Kieler Ministerium war das Heim etwa zu Zweidritteln mit Hamburgerinnen belegt.

Ein politisches Nachspiel hat die Sache aber auch in Schleswig-Holstein: Die Landtags-CDU hält dem Ministerium vor, zu spät auf bereits bekannte Missstände reagiert zu haben. Für den kommenden Dienstag wurde eine Sitzung des Sozialausschusses anberaumt.  KAJ