Kartenlesen um die Wette

ATOMMÜLL Braucht es vier Kilometer Abstand zum nächsten Haus? Und gibt es solche Areale eigentlich? Betreiber und Bürgerinitiative ringen um einen Standort für das Asse-Zwischenlager

Die geplante Räumung des Atommüllagers Asse sorgt weiter für Streit. Jetzt ist erneut eine Debatte darüber entbrannt, wo das für die Rückholung des radioaktiven Mülls unverzichtbare Zwischenlager errichtet werden soll. Während das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen Bau in der Nähe des maroden Bergwerks bei Wolfenbüttel favorisiert, fordert der Verein „AufpAssen“ einen „fairen, sachlichen, nachvollziehbaren“ Vergleich von Asse-nahen und -fernen Standorten.

Grundsätzlich sei ein Abstand des Zwischenlagers zum nächsten Wohnhaus von vier Kilometern sinnvoll, erklärt der Vereinsvorstand: „Je weiter weg von der Wohnbebauung, desto sicherer für die Bevölkerung.“ Das bestätige auch der physikalische Grundsatz, „dass die Strahlenbelastung im Quadrat des Abstandes abnimmt“. Bei doppelter Distanz also nur noch ein Viertel Strahlung.

Aus Sicht der Initiative sind infrage kommende Flächen in näherer und weiterer Umgebung des Atommülllagers vorhanden. Dem widerspricht das BfS: In einem Umkreis von 50 Kilometern um die Asse ließen sich keine genehmigungsfähigen Standorte finden, die weiter als vier Kilometer von Wohnhäusern entfernt lägen, erklärte die Behörde gestern. Dies habe eine Auswertung von Landkarten ergeben.

Im genannten Radius gebe es auf niedersächsischer Seite nur fünf Flächen, in denen entsprechende Abstände eingehalten werden könnten – allerdings in Naherholungsgebieten, Naturschutzparks oder Trinkwassereinzugsbereichen.

Überhaupt unterlägen atomare Zwischenlager strengen Genehmigungsauflagen und Grenzwerten, so das BfS weiter. Da sei unter anderem nachzuweisen, dass ein Mensch nicht mal dann gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt wäre, wenn er sich ein Jahr lang rund um die Uhr am Zaun aufhielte.

In das frühere Salzbergwerk Asse II wurden zwischen 1967 und 1978 rund 126.000 Fässer mit Atommüll sowie hochgiftige chemische Abfälle verklappt. Sie sollen geborgen werden, es gibt aber auch erhebliche Widerstände gegen das weltweit noch unerprobte Verfahren.  RP