Städtische Jobs einfach weg

VERSPEKULIERT Die städtische Firma Servcount wird nach Management-Fehlern zum 1. Juli „liquidiert“

Es war eine Fehlentscheidung: 2008 gründete das Management des städtischen Unternehmens Hamburg Wasser unter dem schwarz-grünen Senat eine Tochtergesellschaft, die vor allem für den ebenfalls städtischen Wohnungskonzern Saga/GWG Dienstleistungen erbringen sollte. Die erwarteten Gewinne blieben aus, stattdessen fuhr die Firma namens „Servcount“ mit 65 Mitarbeitern ein Minus ein. Jetzt wird sie „liquidiert“. 21 fest angestellten Mitarbeitern wurde betriebsbedingt gekündigt.

Die Firma Servcount hat in den Saga/GWG-Wohnungen Ablesegeräte für Heizkosten und Wasserverbrauch installiert und gewartet. Die Mieter bekamen dann Karten zugeschickt, auf denen sie selbst abgelesene Zählerstände eintrugen. Servcount hat dann auf dieser Basis die Abrechnung übernommen.

Doch die Servcount-Manager hatten sich kräftig verkalkuliert: Es habe sich ein „Missverhältnis zwischen zu hohen Kosten und zu niedrigen Vertragspreisen“ aufgetürmt, sagt Ole Braukmann, Sprecher von Hamburg Wasser. Allein 2013 fuhr die Firma fünf Millionen Euro Miese ein. „2008 wurde das Geschäftsfeld in der Entwicklung anders eingeschätzt“, sagt Braukmann. „Der Preis war zu niedrig kalkuliert – das war unser unternehmerisches Risiko.“ Bei Nachverhandlungen über den Preis konnte sich Servcount nicht durchsetzen, so dass entschieden wurde, den ursprünglich bis 2018 datierten Vertrag „einvernehmlich“ vorzeitig zum 1. Juli aufzulösen. Danach werden die Messgeräte und die Datensätze an die Saga/GWG übergeben.

Der ganze Servcount-Spaß wird in der Bilanz von Hamburg Wasser mit einem Fehlbetrag von 15 Millionen Euro zu Buche schlagen. Braukmann weist aber Vorwürfe der Gewerkschaft Ver.di zurück, das Unternehmen lasse die Entlassenen „im Regen stehen“. Neun von ihnen hätten auf Empfehlung von Hamburg Wasser wieder neue Jobs – drei davon bei Hamburg Wasser.  KVA