Erzählbar durch Verfremdung

70 JAHRE ATOMBOMBE Das kleine Kino im Sprengel in Hannover zeigt im Juni eine selbst zusammengestellte Reihe mit Filmen über Japan im Zweiten Weltkrieg

In einigen Wochen jähren sich die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki zum 70. Mal. Das Kollektiv des Kinos im Sprengel zeigt aus diesem Anlass im Juni Filme, in denen das dadurch erzeugte Leid und die Zerstörung, aber auch die Schuld der damals Krieg führenden japanischen Nation thematisiert werden.

Das Programm beginnt heute Abend um 20.30 Uhr mit dem Film „Sakura-Tai 6. August“ von Kanetu Shindo aus dem Jahr 1988. In einer Mischung aus Spielszenen und dokumentarischem Material wird darin von einer Wandertheatergruppe erzählt, die am Tag des ersten Atombombenabwurfs in Hiroshima auftreten wollte. Vier der neun Ensemblemitglieder überlebten den Angriff und für sie begann dann ein qualvolles langsames Sterben. Der Filmemacher ist sich dessen bewusst, dass es unmöglich ist, dem Schrecken dieser Vorkommnisse durch inszenierte Bilder gerecht zu werden, und darum arbeitet er in seinen Spielszenen mit streng stilisierten Schwarzweiß-Aufnahmen.

Eine ähnliche Verfremdung zeichnet „Die letzten Glühwürmchen“ von Isao Takahata aus, der am nächsten Donnerstag (9. Juni) gezeigt wird. Dies ist ein Zeichentrickfilm über das Leiden der Zivilbevölkerung in den letzten Tages des Kriegs. Ein erstaunliches Werk, produziert vom berühmten Studio Ghibli, das damit seit den Animationen der Abenteuer von Heidi einen weiten Weg gegangen ist. Erzählt wird von einem 14-jährigen Jungen und seiner kleinen Schwester, die durch Bombenangriffe auf die Stadt Kobe zu Waisen werden und obdachlos durch die völlig zerstörte Stadt ziehen, wo es schließlich unmöglich wird, genügend Nahrung zu finden.

„63 Years on – Unfinished War“ (26. 6.) von Kim Dong-Won aus Südkorea dokumentiert das Schicksal von den vielen koreanischen Frauen, die während des 2. Weltkriegs von der japanischen Armee verschleppt und zur Prostitution gezwungen wurden. Bislang gab es dafür weder eine Entschuldigung noch Wiedergutmachung von der japanischen Regierung.

Wie schwer sich die Japaner auch heute noch mit der Vergangenheitsbewältigung tun, zeigt auch „Annyong-Sayonara“ (27. 6.) von Kim Tae-Il und Kato Kumiko, der ebenfalls in Südkorea produziert wurde. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung um den Yazukuni-Schrein, in dem die japanischen Gefallenen des 2. Weltkriegs geehrt werden und den viele für ein Symbol der Glorifizierung des damaligen Militarismus halten.  HIP