Kinder im Urlaub missbraucht und traumatisiert?

AUFARBEITUNG Bezirksamt hat in der Vergangenheit womöglich Pädophile auf Ferienreisen geschickt

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg prüft den Verdacht des Missbrauchs von Kindern auf bezirklich organisierten Ferienreisen vor 20 bis 30 Jahren. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) lasse bereits seit mehreren Wochen in den Unterlagen des Jugendamtes nach Hinweisen forschen und befrage ältere Mitarbeiter, sagte ihr Sprecher Sascha Langenbach am Mittwoch. Von pädophilem Missbrauch sei damals aber nicht die Rede gewesen, sondern von Überforderung bis Traumatisierung.

In Verdacht stehen nach Angaben der Berliner Morgenpost die Ferienreisen des Veranstalters „Story-Dealer“. Er organisierte im Auftrag des Bezirksamtes von 1984 bis 1992 insgesamt 26 Ferienreisen. Mehrere Reisen seien abgebrochen worden, weil die Kinder vollkommen traumatisiert worden seien, hieß es.

In damaligen Zeitungsberichten seien „interne Briefe aus dem Bezirksamt Kreuzberg“ erwähnt, denen zufolge das Konzept „ideale Bedingungen für pädophil veranlagte Teamer“ berge. Das Bezirksamt habe die Reisen mit 350.000 Euro gefördert und diese auch fortgesetzt, als es erste Beschwerden von Eltern gegeben habe.

Dazu sagte der Sprecher, er könne den Zeitraum, aber nicht die Anzahl der Reisen und die Fördersumme bestätigen. Das Bezirksamt müsse erst die eigenen Unterlagen durchforsten. Ältere Mitarbeiter erinnerten sich an Hinweise, dass mit fragwürdigen pädagogischen Mitteln gearbeitet worden sei. (dpa/bb)