Der Preuße aus Heidelberg

ADK-PRÄSIDENT STAECK GEHT

Staeck hat aus der Akademie ein neues kulturpolitisches Sprachrohr gemacht

Es ist ein Abschied auf Raten. Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste, wird im Juni noch ein „62. Akademie-Gespräch“ über seinen Freund, den Autor Heinrich Böll, veranstalten. Da ist Staeck schon nicht mehr im Amt. Denn nach neun Jahren – von 2006 bis 2015 – geht er zum Ende dieser Woche. Eine erneute Kandidatur lässt die Satzung der Künstlersozietät nicht zu. Und weil Präsident Staeck („Ich bin Preuße“) selbst nicht ganz so leicht loslassen kann und manche unter den Mitgliedern, bildende Künstler, Musiker, Architekten, Dichter, Filmemacher oder Schauspieler, ihn nicht gern ziehen sehen, kommt die nachgereichte Gesprächsrunde im Juni gerade recht.

Klaus Staeck hat in den neun Jahren seiner Amtszeit die Akademie der Künste zu einer anderen Einrichtung werden lassen, als sie vorher war. Kaum waren die Eifersüchteleien bei der Vereinigung der beiden Akademien Ost und West in den 1990er Jahren mit Walter Jens als Präsident überwunden, krachte es wieder. Adolf Muschg, der Schweizer, schmiss nach zwei Jahren, weil er sich mit dem Senat zerstritt. Dass dann Klaus Staeck kam, der linke Sozialdemokrat und provokante Plakatkünstler aus Heidelberg, beäugten einige der Großkünstler und Intellektuellen unter den 400 Mitgliedern mit Misstrauen. Wird es jetzt politisch statt ästhetisch?, war die Frage.

Ja, es wurde politisch in der Ära Staeck. Aber der Präsident hat aus der Akademie keine SPD-parteinahe Institution gemacht, sondern ein neues kulturpolitisches Sprachrohr in Richtung Politik und Öffentlichkeit – mit vielen Ausstellungen, Einmischungen, mit Debatten und mit seinen „Akademie-Gesprächen“ über Fragen von heute.

Staeck, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters zur taz, „hat der Akademie als Präsident gutgetan. Er hat ihr zu neuem Gewicht und Ansehen verholfen. Mit Geschick und seiner künstlerisch-provokanten Art hat er die Akademie der Künste auf einen zukunftsfähigen Weg geführt. Sie wird heute mit Recht wieder als ein Ort gesehen, an dem relevante kulturpolitische Debatten angestoßen werden.“

Der Brückenschlag nach außen gelang nach innen ebenso, wenn auch nicht so perfekt. Zu festgefahren sind die Strukturen in der 300 Jahre alten Künstlervereinigung. Zu eigen sind auch die Interessen von Mitgliedern in den sechs Sektionen. Manche werfen Staeck vor, alles allein gemacht zu haben, anderen war das Alphatier noch zu zahm.

Staeck hat sich eine Frau als Nachfolgerin im Amt gewünscht. Ob das klappt, entscheidet die Wahl am heutigen Samstag. Er war jedenfalls eine gute im Jahr 2006, denn er war ein „Streiter für Kultur und Demokratie“, wie Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner ihm nachruft. Das kommt jetzt wieder auf Plakaten.

ROLF LAUTENSCHLÄGER