NICOLA GLASS ÜBER THAILANDS HALTUNG ZU FLÜCHTLINGEN: Scheinheilige Geste
Thailand will Tausenden weiterhin auf dem Meer treibenden Bootsflüchtlingen helfen – allerdings nur auf See. An Land kommen dürfen die hilfesuchenden muslimischen Rohingya aus Birma (Myanmar) oder Migranten aus Bangladesch nicht. Diese Haltung des überwiegend buddhistischen Thailands ist empörend. Würde derzeit der internationale Druck fehlen und nicht ein regionales Treffen nach dem anderen stattfinden, hätte sich Thailand vielleicht nicht einmal zu dieser heuchlerischen Art der Hilfe durchgerungen.
Offensichtlich aber sieht man sich in Bangkok in Zugzwang. Vor Kurzem wurden Malaysia und Indonesien international dafür gelobt, dass beide Länder ihre Blockadehaltung aufgegeben und erklärt hatten, Tausenden Bootsflüchtlingen nun vorübergehend Zuflucht zu gewähren. Schnell wurde klar, dass Thailand sich an dieser Aktion nicht beteiligen würde. Deswegen wurde Bangkok von der internationalen Gemeinschaft hart angegangen. In einigen Medien wurde daher eine offenbar hastig verfasste Erklärung des thailändischen Außenministeriums verbreitet, die ebenso lang wie schwammig klang. Darin ließ die regierende Junta lediglich erklären, dass von nun an keine Flüchtlingsboote mehr abgefangen würden. Von der Bereitschaft, Bootsflüchtlinge an Land zu lassen, war wiederum keine Rede.
Thailand steht aber noch aus einem anderen Grund unter Druck. Es ist Gastgeber eines internationalen Flüchtlingsgipfels am 29. Mai und will davor zumindest nach außen hin Bereitschaft zu humanitärer Hilfe signalisieren. Diese Geste aber verkommt zu völliger Scheinheiligkeit, weil Bangkok zugleich kompromisslos deutlich macht, dass Flüchtlinge wegen illegaler Einreise sogar angeklagt würden, sollten sie versuchen, einen Fuß an Land zu setzen.
Ausland SEITE 10
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