BOULEVARD DER BESTEN
: Erik Peter

Wenn der F. C. Hansa Rostock, der Lieblingsverein von Erik Peter, diesen Samstag in Dresden auf den Platz muss, geht es für die Mannschaft um alles. Die Rostocker stehen auf dem 17. Tabellenplatz von 20 – in der dritten Fußballbundesliga – und sind damit akut abstiegsbedroht.

Das Spiel gegen Dynamo Dresden ist aber auch noch aus einem weiteren Grund brisant: Die Dresdner verfügen über die wohl berüchtigste Fangemeinde im Profifußball. Ungezählt sind die Strafen des DFB, die der Verein wegen Vergehen seiner Fans kassieren musste. Mit schwierigen Fußball-Fangruppen kennt sich Erik Peter aus und nicht nur, weil er sie selbst oft im Stadion erlebt.

Er hat über sie an der Berliner Humboldt-Universität geforscht. Genauer, er hat seinen Bachelor in Sozialwissenschaften über die Bewegung der Ultras geschrieben und zu ergründen versucht, ob die wachsende Dominanz dieser Gruppe in der deutschen Fankultur „zum Rückgang rechtsextremer Manifestationen in den Stadien“ beigetragen hat. Sein Befund: positiv. Mit den Ultras „zogen jüngere Leute mit höheren Bildungsabschlüssen in die Kurven“, die „Akzente auf Support statt auf Gewalt und Diskriminierung setzen“.

Erik Peter, 1984 in Ostberlin geboren, verbrachte den frühen Teil seines Lebens in Moskau, wo seine Eltern als Journalisten arbeiteten. Den Beruf der Eltern wollte er ursprünglich nicht ergreifen. Er empfand es als „spießig und langweilig, in die elterlichen Fußstapfen zu treten“, sagt er, der sich als Student gerne stundenlang durch Zeitungen wühlte.

Zum Schreiben kam Erik Peter letztendlich über ein politisches Blog, welches er mit Freunden gründete. Auf Praktika beim Fußballmagazin 11 Freunde und in der Sportredaktion der Berliner Zeitung folgte schließlich der Erstkontakt mit der taz im Rahmen eines taz Panter Workshops. Dabei spielte die taz für ihn früher keine Rolle: „Zu Hause wurden andere Zeitungen gelesen.“ Doch er hat die taz zu würdigen gelernt und ist geblieben. Zunächst für ein Praktikum in der Redaktion Leibesübungen, wo er die Sportkollegen – wie sie sagen – schwer beeindruckte. Schließlich folgte das Volontariat der taz, wo man endlich auch „Politik machen“ konnte. Erik Peter schätzt die taz insbesondere dann, wenn sie sich die Freiheit nimmt „mutig, pointiert und provozierend zu sein.“ Allein, so findet er, sie sollte mehr daraus machen.

Dazu kann er nun, nach Abschluss seines Volontariats, selbst beitragen, bleibt er doch der taz zum Glück noch eine Weile erhalten. Ob das auch für Hansa Rostock in der fußballerischen Oberklasse gilt? Vor dem Spiel gegen Dynamo ist Erik Peter jedenfalls optimistisch. MSC