„Orchideen“ gerettet

STELLENABBAU Stopp des Hochschul-Stellenabbaus in Sachsen weckt Hoffnungen

DRESDEN taz | Studierende und Dozenten der bedrohten Studiengänge an der Universität Leipzig schöpfen wieder Hoffnung. Archäologie, Theaterwissenschaften und Pharmazie dürfen zum kommenden Wintersemester erneut immatrikulieren. Sie waren aufgrund von Stellenstreichungen und Sparvorgaben in Sachsen eigentlich zur Schließung vorgesehen.

Seit eineinhalb Jahren kam es deshalb immer wieder zu Protesten von Studierenden und Lehrpersonal. Unter dem Einfluss der SPD und angesichts weiter leicht steigender Studierendenzahlen hat die neue schwarz-rote Koalition in Sachsen den Sparkurs im vorigen Herbst korrigiert. Mit dem Ende April verabschiedeten Doppelhaushalt 1015/16 ist diese Absicht auch finanziell untersetzt worden.

Der ursprünglich vorgesehene Abbau von 754 Stellen an den sächsischen Hochschulen wird allerdings erst ab 2017 gestoppt. Die Landesrektorenkonferenz hat diese Entscheidung dennoch begrüßt. Zugleich will Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) mit den Hochschulen langfristige Vereinbarungen über Zuschüsse aushandeln und ihnen so ebenfalls mehr Planungssicherheit verschaffen.

Neue finanzielle Spielräume sind auch durch die vollständige Übernahme der Bafög-Kosten durch den Bund entstanden. In Sachsen stehen zusätzlich 56 Millionen Euro zur Verfügung, allerdings nicht nur für die Unis, sondern den gesamten Bildungsbereich.

„Ein für die Hochschulen sehr bedrohliches Szenario gehört damit wohl der Vergangenheit an“, freut sich der Sprecher der Universität Leipzig, Carsten Heckmann. Bis 2016 müssten jedoch die vorgesehenen Stellenkürzungen noch umgesetzt werden. Deshalb könne über die Zukunft der gefährdeten Studiengänge noch keine endgültige Auskunft gegeben werden.

„Vorsichtig optimistisch“ äußert sich Marco Blechschmidt vom Fachschaftsrat der Klassischen Archäologie. Für ein abschließendes Aufatmen sei es noch zu früh. Den Leipziger Archäologen ist es zugleich wichtig, dass sich die drei regional benachbarten Studienorte Leipzig, Halle und Jena nicht gegenseitig niederkonkurrieren müssen, wie in der Spardebatte auch argumentiert wurde. MICHAEL BARTSCH