Zu viel Salz in der Weser

NORDSEE-PIPELINE

Wohin mit all dem Salz, das der Kasseler Düngemittelhersteller K + S in die Werra und damit auch in die Weser pumpt? Die großen Mengen Salzlauge aus Produktionsrückständen des Salz- und Kali-Bergbaus, derer sich das Unternehmen „Kali und Salz“, kurz K + S, auf Kosten der Natur entledigt, sind Gegenstand eines andauernden Streits zwischen der Firma, den betroffenen Bundesländern und Kommunen: Weitgehende Einigkeit besteht immerhin darin, dass weder eine sogenannte Verpressung der Salzlauge in den Untergrund noch deren Beseitigung über die Flüsse länger hinnehmbar sind.

Seit mehr als 100 Jahren werden die salzigen Abwässer aus der Kali-Erzeugung über die Flüsse in die Nordsee entsorgt. Bewegung kam in die Sache, als die EU-Komission im Januar 2014 die Bundesregierung rügte und von ihr ein Konzept verlangte, wie die Abwassereinleitungen des Düngemittelproduzenten verringert werden kann, um die Gewässer in einen „guten ökologischen Zustand“ zu versetzen. Nach monatelangen Verhandlungen stellten die sieben Anrainer-Bundesländer um den Einzugsbereichs der betroffenen Flüsse dann im März dieses Jahres das Ergebnis vor: Die Minister der sieben Bundesländer machten K + S Vorgaben, wonach die Salzbelastung von Werra und Weser bis 2027 deutlich reduziert werden soll.

Läuft alles nach Plan, soll bis dahin der von der EU erwünschte „ökologisch gute Zustand“ wiederhergestellt sein. Dennoch bezeichnete Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) es noch als „einen langen Weg“ bis Weser und Werra salzfrei seien. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen drei große Kali-Deponien möglichst schnell abgedeckt werden, um das Versickern von Salzen in den Boden zu vermeiden.

Theoretisch ist immer noch eine Pipeline möglich, mit der Abwasser in die Nordsee geleitet wird. Lange galt diese von Naturschutzbund BUND und Grünen favorisierte Nordsee-Pipeline als vernünftige Lösung. Doch K + S hält von vergleichsweise teuren Variante wenig.

Am Montag befasst sich der niedersächsische Umweltausschuss mit dem möglichen Bau einer Salz-Pipeline zur Nordsee. In der Anhörung werden Experten die von der CDU-Fraktion in den Raum gestellte These verhandeln, dass die Rohstoffgewinnung sinnvoller sei als der Pipeline-Bau in die Nordsee. Die im Ausschuss ebenfalls anwesenden Vertreter von BUND und der K + S-kritischen Werra-Weser-Anrainer-Konferenz dürften zu einer anderen Einschätzung kommen.  LKA