Ein polyphoner Abschied

BEERDIGUNG VON MEIKE JANSEN

Man ahnte, dass es voll werden würde bei ihrer Beerdigung. Schließlich war unsere Kollegin Meike Jansen, die am 11. April mit nur 47 Jahren gestorben ist, eine Meisterin des Netzwerkens. Obwohl oder vielleicht gerade weil sie keine Frau für Smalltalk war.

Sie netzwerkte inhaltlich und persönlich: Hast du dir die Ausstellung von X schon angesehen? Weißt du jemanden, den ich neben Y aufs Podium setzen könnte, um über Z zu sprechen? Und, hör mal, was für einen Scheiß hat der W denn da wieder geschrieben, das geht ja gar nicht! Alle diese X, Y, Z und W aus Musik, Kunst, Journalismus und Kreuzberg kamen am Freitag auf dem Friedhof in der Großgörschenstraße zusammen, um ihr die letzte Ehre zu erweisen.

Gut 200 werden es gewesen sein, die sich in die Kapelle zwängten. tazler, KünstlerInnen, Clubmenschen, Freunde aus wer weiß welchen Kontexten – darunter einige, die Meike seit Jahren in herzlicher Zu- oder Abneigung verbunden waren. Denn kalt ließ sie niemanden, der sie kannte, weder im Leben noch im Ableben. taz-Chefredakteur Andreas Rüttenauer würdigte die Verstorbene in ihrer ganzen Heftigkeit, Umtriebigkeit und Kunstkennerschaft, es wurde geweint, „Scheißkrankheit“ gerufen, auf die vielen schönen Spirituosen verwiesen, die Meike nun übrig lässt. Kirchenlieder gab’s nicht, dafür leitete das A-cappella-Trio „3 Women & the Bass“ die Trauergemeinde zum kollektiven Singen des Bangles-Hits „Eternal Flame“ – ausgewählt von ihrem Freund Oliver Baurhenn, der Meikes Liebe zu dieser Schnulze kannte. „Am I only dreaming, is this burning an eternal flame?“, kiekste und röhrte es, dass es eine Pracht war.

Später, am Grab, sang das Frauentrio, im Gras hockend, afrikanische Lieder und Coverversionen. Meikes Urnengrab erhielt hinterher noch eine pinke Puschelgirlande. NINA APIN