How does it feel?

Den jungen Mann suchen auch Gefühle heim. Die will er natürlich ausdrücken. Um das musikalisch zu tun, steht ihm mittlerweile ein denkbar breites Spektrum zur Verfügung. Er kann Rockmusik anfertigen, er kann sich im Rap erproben oder sich auch dem aktuell so beliebten Soulgesang widmen. The Love Bülow haben offensichtlich so viel auszudrücken, dass sie sich nicht auf einen dieser Stile beschränken wollen.

Das Berliner Quartett, 2008 gegründet, hat sein neues Album „Leuchtfeuer“ durch Crowdfunding finanziert und spielt darauf ein recht souveränes Amalgam aus Indie-Rock, zurückgelehntem HipHop und stimmungsvollem R & B. Wie selbstverständlich verschmelzen die einzelnen Genres, funky Beats mit knarzigen Rockriffs; wird aus einem atmosphärischen Intro ein schwer stampfender Rock-Rap, der von einem Ambientstück abgelöst werden könnte. Mal klingen The Love Bülow tatsächlich wie Caspar, im nächsten Moment aber dann doch lieber wie Max Herre und ein wenig später schon wie Clueso. Im direkten Vergleich zu diesen Referenzpunkten fallen die Texte von Rapper und Sänger Falk-Arne Gossler allerdings etwas ab. Der erzählt zwar durchaus versiert und flüssig aus seinem Leben, aber verpasst es immer mal wieder, die eigene Erfahrung mit Stilmitteln wie Ironie oder Überhöhung in eine allgemeingültige Lyrik zu übersetzen. Aber so zwiespältig die Texte von „Leuchtfeuer“ sind, so gelungen ist das Album musikalisch.

Vergleichsweise sehr viel simpler gestrickt sind dagegen Fightball. Die fünfköpfige Punkband existiert seit knapp zehn Jahren und hat sich in dieser Zeit ein nicht einmal eindimensionales, aber doch erwartbares Klangbild zugelegt. Zwar erweitern auf „Théàtre fatal“ gelegentlich Mundharmonika oder Trompete die klassische Gitarre-Bass-Schlagzeug-Besetzung, aber mehr als ein instrumentaler Gimmick ist das nicht. Ansonsten klingen Fightball eigentlich immer wie die ungleich erfolgreicheren Kollegen Beatsteaks, vor allem, seit die Band vor drei Jahren den Sänger auswechselte: der neue heißt Philipp und besitzt ähnlich schartige Stimmbänder wie Beatsteaks-Vorturner Arnim Teutoburg-Weiß. Mit diesem rauen Organ stellt er nun Fragen wie „How does it feel?“. Ja, der junge Mann und seine Gefühle, ein spannendes Thema, das in diesem Fall aber nur semiaufregenden Poppunk mit Fußballfankurvenmitgrölpotenzial hervorbringt. THOMAS WINKLER

■ The Love Bülow: „Leuchtfeuer“ (Motor Entertainment/Edel), live am 14. 5. im Bi Nuu

■ Fightball: „Théàtre fatal“ (Ring of Fire/Broken Silence), Record Release Konzert am 15. 5. im SO36