BERLINER PHILHARMONIKER NOCH OHNE CHEFDIRIGENT
: Wo dann keine Musik spielte

Mit einem Paukenschlag ging am späten Montagabend ein langer Tag für 123 Philharmoniker, eine Heerschar Journalisten und zahlreiche Anwohner vor der Dahlemer Jesus-Christus-Kirche zu Ende. Und was für ein Ende! Nach elf Stunden Beratung, wer Sir Simon Rattle 2018 nachfolgen soll, traten um 21.30 Uhr fünf etwas bleichgesichtige Musiker vor die Mikrofone. Die Scheinwerfer flackerten, als Peter Riegelbauer, Orchestervorstand, verkündete: „Die Wahl zum Chefdirigenten und Künstlerischen Leiter der Berliner Philharmoniker ist heute ohne Ergebnis geblieben. Nach einer Orchesterversammlung sind wir leider zu keinem Ergebnis gekommen.“ Das Wahlverfahren werde „innerhalb eines Jahres“ fortgesetzt.

Wumm! Hatte man doch fest damit gerechnet, dass das Orchester einen Neuen wählt. Gab es Ungereimtheiten, Richtungsstreits bei den Philharmonikern, die ihren Chef immer selbst bestimmen? Mit Sicherheit: Eine Pro-Christian-Thielemann-Fraktion (Konservative) und eine Gegenfraktion (Moderne) sollen sich heftig gezankt haben. Anders gesagt: Es fehlte das, was gar nicht geht unter Musikern: die Harmonie. (rola)

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