Kein Zufall

RECHTE Bisher konnte die Berliner AfD einen Personalskandal vermeiden. Das ist jetzt vorbei: Einer ihrer Funktionäre ist offenbar Teil von Bärgida

Offiziell hat sich der AfD-Landesverband bisher nur sehr verhalten auf die Aufmärsche des Pegida-Ablegers Bärgida bezogen: Der AfD-Landeschef Günter Brinker hatte in einer Stellungnahme betont, seine Partei akzeptiere zwar „alle friedlichen Bürgerbewegungen“, rufe aber selbst nicht zu den seit Dezember stattfindenden Aufmärschen der von Neonazis geprägten Bärgida-Bewegung auf.

Doch offenbar ist die Schnittmenge zwischen Bärgida und AfD weit größer als behauptet: Wie jetzt veröffentlichte Recherchen des Antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrum Berlin (apabiz) zeigen, ist eine zentrale Figur der Bärgida-Aufmärsche gleichzeitig Vorstandsmitglied im Lichtenberger Kreisverband der AfD: Heribert Eisenhardt tritt bei Bärgida unter dem Pseudonym „Reiner Zufall“ regelmäßig als Redner auf, wie Fotos belegen. Ein Manuskript auf einer rechten Internetseite zeugt bereits für den ersten Bärgida-Aufmarsch im Dezember von der Rede eines „Reiner Zufall“. Auch an den Neonazi-Aufmärschen in Marzahn soll Eisenhardt laut apabiz-Angaben bereits teilgenommen haben.

Mitte März warb Eisenhardt in seiner Rede auf der Bärgida-Kundgebung darum, diese Veranstaltungen nicht als Konkurrenz zu den Demonstrationen in Marzahn zu sehen, sondern als „zusätzliches Angebot“, um den „zersplitterten Protest zu bündeln“ – Aussagen, die sich ganz und gar nicht mit der offiziellen Linie der AfD zu diesen Demonstrationen vertragen. Für eine Stellungnahme war der Berliner Landesverband am Mittwoch nicht zu erreichen.

Die Bärgida-Bewegung demonstrierte am vergangenen Montag bereits zum 18. Mal – momentan nehmen an den Aufmärschen am Hauptbahnhof etwa 100 Menschen teil. MALENE GÜRGEN