Unstet wie das ganze Team

Bei Werder Bremen kommen die einordnenden Analysen nach Spielende üblicherweise vom Sportchef – da macht Thomas Eichin keine Ausnahme. Die gehemmte Spielweise der letzten Auftritte kennzeichnete er als Übergang in eine neue Entwicklungsphase, in der das Alte überwunden, das Neue aber noch nicht da sei. „Hier war zwei Jahre Verzweiflung bis zum Letzten“, sagte er. „Wir haben diese Woche daran gearbeitet, dieses Thema beiseite zu legen.“

Eine großer Schritt in Richtung eines befreiten Spiels, dass sich der neuen Möglichkeiten, sprich der Qualifikation für die Europa League, bewusst ist, war auch dieses mühsame 1:0 gegen Eintracht Frankfurt nicht. Viele kleinteilige, zufällige Aktionen erinnerten nicht nur beim goldenen Tor durch Davie Selke stark an Billard um halb vier.

Der Spieler, der den Übergang ins Offene maßgeblich gestalten sollte, war Izet Hajrović. Eichin hatte den bosnischen Offensivspieler nach einigem Hickhack ablösefrei von Galatasaray Istanbul nach Bremen gelotst und ursprünglich als Ersatz für den abgewanderten Aaron Hunt vorgesehen. Doch dann verpatzte der Hochveranlagte seine ersten Auftritte, während der als Ergänzung aus St. Pauli geholte Fin Bartels alle Erwartungen übertraf.

Für den in der Schweiz geborenen bosnischen Nationalspieler blieb nur der Platz auf der Bank. Wurde er dann doch einmal eingewechselt, versuchte er sich in der kurzen Zeit meist mit besonderen Aktionen in Szene zu setzen, was regelmäßig misslang. Das änderte sich erst beim 2:2 in Paderborn am vorletzten Spieltag, als er kurz nach seiner Einwechslung mit einem sehenswerten Schuss den späten Ausgleich erzielte.

Trainer Viktor Skripnik hat wohl gehofft, dass damit der Knoten geplatzt sei und nominierte Hajrović gegen Eintracht Frankfurt das erste Mal für die Startelf. Dort zeigte er bis zu seiner Auswechslung nach einer Stunde in einer Handvoll Aktionen, warum Thomas Eichin einst so viele Hoffnungen in ihn gesetzt hat. Besonders, wenn er auf der rechten Seite lang angespielt wurde, entwickelte er mit seiner Dynamik und Schnelligkeit Torgefahr. Wenn er das Spiel allerdings mit dem Ball am Fuß vor sich hatte, ließ er sich – abgesehen von einer Szene, in der er zum Abschluss kam – meist auf aussichtslose Zweikämpfe ein.

Die starke Streuung guter und verunglückter Aktionen ist derzeit kennzeichnend für das gesamte Werder-Spiel. In einer Minute schimmert der ehemalige Abstiegskandidat durch, in der nächsten der zukünftige Europapokalteilnehmer. Dass der Schritt in die Zukunft noch in dieser Saison gelingt, ist angesichts des schweren Restprogramms unwahrscheinlich.  RLO