piwik no script img

2. Auszug aus "Die Schutzbefohlenenen" von Elfriede Jelinek

ALLE: Hunderttausende kommen, die sind ja alle schon da, sind angekommen, wenn auch noch nicht hier, aber die können kommen, die kommen vielleicht alle, das ist erwünscht, zumindest von ihnen, kommen Sie alle, bitte, kommen Sie her, lasset die Kindlein zu mir kommen!, Hunderttausende, bitte kommen!

SEBASTIAN: Notfalls ins Meer, dort ist ja noch Platz, jede Menge, da gehen viele rein,

DANIEL: lasset die Kleinen zu mir kommen, spricht das Meer, das selbst schon groß ist,

FELIX: ein offenes Entgegen, wenn auch kein Entgegenkommen.

DANIEL / FELIX / SEBASTIAN / ERNEST: Das Kommen durchmißt jetzt den Raum zum Entgegenkommen, und dort treffen sie sich, jetzt bleiben sie stehn, die Dinge, als ein zusammengeklebtes, zusammengekleistertes Ding, ein einziger Menschenklotz, im Wasser, die groben Keile für ihn haben wir uns schon gekauft; sie kommen derzeit noch, sie kommen in hellen Scharen, nein, in dunklen, sie kommen in Maßen, nein, in Massen, noch zähmt sie Furcht, doch für die Zukunft können wir nicht garantieren, daß die kommen, denn hier beruht alles, hier stehts, hier gehts, beruht alles auf Teilnahme, lebt vom Mitreden, Mitmachen, Mitgestalten, Mitentscheiden und Mitverantworten. Und dafür sind viele mehr als wenige, viel mehr sind viele als wenige, das ist wohl klar.

■ Die beiden Textkästen sind Auszüge aus „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek, Fassung von Nicolas Stemann. Copyright (c) Elfriede Jelinek, 2013. Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag. Der vollständige Text ist nachzulesen auf: www.elfriedejelinek.com

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen