Harter Zugriff in der Markthalle Neun

KREUZBERG Übergriff eines Rassisten? Oder legitimes Vorgehen? Im Netz wird über ein Video diskutiert

Ein Video, das am Dienstag in der Kreuzberger Markthalle Neun aufgenommen wurde, sorgt auch im Netz für Diskussionen. Zu sehen: ein junger Mann, mutmaßlich ein erwischter Dieb, der von zwei älteren in weißer Arbeitskleidung mit einem brutal wirkenden Griff im Nacken festgehalten wird.

Zu hören ist in dem Film, der zurzeit nicht mehr auf YouTube verfügbar ist, die Frau, die den Vorgang aufnimmt. Sie wirft den Männern vor: „So hält man keinen Menschen fest.“ Als sie sagt, dass die Menschenrechte auch in Deutschland gelten, antwortet einer: „Hör mir auf mit Menschenrechten. Da, wo du herkommst, würdest du ganz anders behandelt werden.“

Eine rassistische Beleidigung? „Ich hatte mich gerade mit einem Kollegen über die Situation der Frau in der Türkei unterhalten – die ist Ihnen ja sicher bekannt“, sagt Fleischermeister Ralf Frindt, der Mann, der den anderen mit einem Klammergriff am Nacken hielt. Die Frau habe sich hysterisch verhalten, findet der Inhaber eines Standes. Klomann Patrick Kopplin, der Frindt geholfen hatte, unterstützt ihn: „Er hat sich anständig verhalten. Er ist halt ein Fleischer, kein hochsensibler Mensch.“

Auch die die Betreiber der Markthalle Neun weisen die Vorwürfe von sich: „Wir wollen deutlich machen: Wir haben hier keinen Rassismus und keine Gewalt“, sagt Nikolaus Driessen, einer der Geschäftsführer. Frindt habe sich angemessen verhalten, das habe die Polizei bestätigt.

Polizeisprecherin Kerstin Ziesmer stellt das anders dar: Zwar habe Frindt zulässigerweise vom „Jedermannsparagrafen“ Gebrauch gemacht, über die Verhältnismäßigkeit seines Vorgehens habe sich die Polizei jedoch nicht geäußert. Allerdings habe der 25-Jährige, der mutmaßlich Geld aus einer offenen Kasse gestohlen hatte, auch keine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. PHILIPP IDEL