GEHT’S NOCH?
: Schöne heile Fußballwelt

PEP GUARDIOLA, TRAINER DES FC BAYERN MÜNCHEN, BEKOMMT ÄRGER MIT DER UEFA – WEGEN EINES T-SHIRT-STATEMENTS

Reden wir nicht über Pep Guardiola. Der Mann mag gut aussehen – auch in zerrissener Hose –, er mag der beste Trainer der Welt sein und auch sonst ein umgänglicher Typ. Der Trainer des FC Bayern München hat als Botschafter für das Sportland Katar immer darauf geachtet, nichts, aber auch gar nichts zum Sklavenhalterregime im WM-Land 2022 zu sagen. Dass er sich über Dinge jenseits des Fußballs Gedanken macht, hat daher am Montag viele überrascht. „#JusticiaParaTopo“ stand auf dem T-Shirt, das er bei der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Porto trug.

Jorge Lopez, Spitzname Topo, war mit 38 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls gestorben, als er auf dem Weg zum WM-Halbfinale Argentinien gegen Holland war. Die Umstände des Todes sind bis heute nicht aufgeklärt, die genauen Hintergründe sind ungeklärt. Unter #JusticiaParaTopo organisiert sich der Protest gegen die Behörden in Argentinien. Pep Guardiola protestiert mit. Und was passiert? Er bekommt Ärger mit der Europäischen Fußballunion Uefa. Die ermittelt nun gegen Guardiola. Bekundungen nichtsportlicher Natur sind bei Uefa-Veranstaltungen verboten.

Reden wir also über die Uefa, die wie andere Sportgroßkonzerne, wie Fifa und IOC, alles daransetzt, den Sport als sauberes Gegenuniversum zum dreckigen Weltgeschehen zu inszenieren. Eine heile Welt soll da präsentiert werden, um nur ja keinen der Topsponsoren in Verbindung mit all dem, was außerdem passiert, zu bringen. Erinnern wir uns: Das IOC hat ukrainischen Sportlern nach dem tödlichen Höhepunkt der Maidan-Proteste nicht gestattet, mit Trauerflor zu starten. Peinlich.

Aber wo saß Guardiola eigentlich, als er das inkriminierte T-Shirt trug? Vor einer Sponsorenwand, auf der ganz groß das Logo des russischen Rohstoffkonzerns Gazprom prangt, den Wladimir Putin nur allzu gerne benutzt, um ganze Staaten zu erpressen. Gehört nicht eher das verboten als Peps T-Shirt, sehr geehrte Uefa? Er hat übrigens – wen wundert’s? – bestens ausgesehen darin. ANDREAS RÜTTENAUER