Erinnerung an Völkermord an den Armeniern

GEDENKEN Bundestag und Bundespräsident würdigen Schicksale der Opfer

BERLIN afp | Die Bundestagsdebatte zum Schicksal der Armenier begann am Freitag mit einem Paukenschlag: Gleich zur Eröffnung ergriff Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) das Wort: „Das, was mitten im Ersten Weltkrieg im Osmanischen Reich stattgefunden hat, war ein Völkermord.“

Nicht weniger deutlich hatte am Abend zuvor im Gedenkgottesdienst im Berliner Dom auch Bundespräsident Joachim Gauck von „Völkermord“ gesprochen. Wie Lammert forderte er eine Aufarbeitung der deutschen „Mitverantwortung, unter Umständen sogar Mitschuld am Völkermord an den Armeniern“. Vorausgegangen war ein wochenlanges Hin und Her um den Parlamentsantrag der Koalition: Erst stand das Bekenntnis zum Völkermord in einem Entwurf drin, dann wurde der Begriff herausgestrichen, schließlich wieder eingeführt.

Bis zu 1,5 Millionen Armenier wurden nach armenischer Darstellung während des Ersten Weltkriegs durch das Osmanische Reich vernichtet, dazu Hunderttausende Assyrer, Aramäer und Pontosgriechen. Davon wussten damals auch die mit den Türken verbündeten Deutschen. Die Türkei zweifelt diese Zahlen an und wendet sich gegen den Begriff „Völkermord“. Türkische Medien kritisierten Gaucks Rede am Freitag als „schockierend“.