Frau Fuhrmann packt’s an

Mit strengem Dutt, dicken Arbeitshandschuhen und orangefarbenem Overall beginnt sie um sechs Uhr morgens ihre Schicht: Seit Anfang April arbeitet Michaela Fuhrmann als erste Frau bei der Hamburger Müllabfuhr. Die Kolonne 22, die vor allem den Müll in der Innenstadt einsammelt, ist jetzt ihr Arbeitsplatz. An den rauen Ton ihrer männlichen Kollegen hat sie sich schnell angepasst und kontert mit flotten Sprüchen.

Nicht nur deshalb ist sie ein geschätztes Mitglied im Team: Die dreifache Mutter sei sich für nichts zu schade und würde auch die schweren Tonnen aus den Kellern holen, sagte Vorarbeiter Serkan Batu der Hamburger Morgenpost. Wenn ihr eine Ratte über den Weg läuft, schmunzelt die erste Müllfrau Hamburgs: Durch so einen kleinen Nager lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Das gehöre einfach zum Beruf, findet die 36-Jährige.

Michaela Fuhrmann war vor ihrem Wechsel zur Müllabfuhr im Second-Hand-Kaufhaus Stilbruch tätig, das von der Stadtreinigung betrieben wird. Aus Neugier habe sie sich gemeldet, als dort die Stadtreinigung gezielt nach weiblichen Entsorgern suchte. Sie sagt von sich selbst, dass körperliche Arbeit genau das Richtige für sie sei.

Zudem ist für sie die Arbeit in der Müllentsorgung schon fast Familientradition: Sowohl ihr Onkel als auch ihr Cousin arbeiten für die Stadtreinigung und auch ihr Großvater trug schon den orangefarbenen Overall des Müllmanns. Diese Arbeitsbekleidung hat Michaela Fuhrmann schon als Kind gemocht.

Zusammen mit rund 900 männlichen Kollegen sorgt nun auch sie dafür, dass Hamburgs Straßen sauber bleiben. Doch es ist ein Kraftakt. Bei jedem Wetter muss die Mitarbeiterin der Stadtreinigung raus und die schweren Mülltonnen über die Gehwege wuchten. Wie lange Michaela Führmann noch Orange trägt, lässt sie deshalb offen. Wenn es im Herbst und Winter härter auf den Straßen wird, wisse sie noch nicht, ob sie das durchhalten werde. Probieren möchte sie es aber auf jeden Fall.  SOPHIA LIEBIG