Operationen abgesagt

CHARITÉ Uniklinikum bereitet sich auf erste Warnstreiks für Montag und Dienstag vor

Die Charité hat die Forderungen der Gewerkschaft Verdi nach einem verbindlichen Personalschlüssel auf allen Stationen zurückgewiesen. „Eine Regelung, wie sie Verdi verlangt, hat keine gesetzliche Grundlage und würde in die Kompetenz des Arbeitgebers eingreifen“, sagte der Ärztliche Direktor, Ulrich Frei, am Donnerstag vor Journalisten. Die Gewerkschaft, die an Europas größtem Universitätsklinikum vor allem das nichtärztliche Personal vertritt, will eine Mindestbesetzung in der Krankenpflege durchsetzen.

Für Montag und Dienstag sind erste Warnstreiks geplant. Verdi hat angekündigt, komplette Stationen zu schließen. Die Charité-Leitung nimmt die Drohung offenbar ernst. Für beide Tage habe man „alle planbaren Operationen abgesagt“, so Frei. Kurzfristig wolle man die Gewerkschaft noch „davon abbringen, dass sie in großem Umfang Betten auf Intensivstationen bestreikt“.

Verdi fordert, so viel zusätzliches Personal einzustellen, dass eine Pflegekraft auf Normalstationen nicht mehr als fünf Patienten versorgen muss. Momentan sind es nach Charité-Angaben durchschnittlich zehn – die Gewerkschaft spricht von zwölf und mehr Patienten. Verdi will zudem durchsetzen, dass auf Intensivstationen eine Pflegekraft für höchstens zwei Patienten zuständig ist und nachts niemand mehr allein auf einer Station eingesetzt wird. Die Charité hatte zuletzt Entgegenkommen bei der Eins-zu-zwei-Regelung für den Intensivbereich signalisiert, doch die Gewerkschaft wies das Angebot als „Spaltungsversuch“ zurück.

Frei bestätigte, dass die Belastung des Pflegepersonals in den letzten Jahren stark zugenommen habe. Die Zahl der Überstunden sei aber „stabil“, so der Ärztliche Direktor. Nach Verdi-Angaben lag die Zahl allerdings schon vor zwei Jahren bei 132.000. JÖRN BOEWE