Volksbühne soll bleiben

THEATERSTREIT Jürgen Flimm, Chef der Staatsoper, warnt den Kultursenator

Der Intendant der Staatsoper, Jürgen Flimm, hat in den Berliner Theaterstreit eingegriffen. Flimm forderte am Mittwoch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller und seinen Kulturstaatssekretär Tim Renner (beide SPD) auf, von den Plänen, die traditionsreiche Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in eine Art „Festivalhaus“ umzuwandeln, die Finger zu lassen.

Die Kulturverwaltung, erklärte Flimm im Tagesspiegel, „sollte gut beraten sein, sich zu besinnen. Es steht doch einiges auf dem Spiel – das kulturelle Renommee unserer Stadt, also Obacht“. Varietés besitze Berlin schon in Hülle und Fülle.

Der Staatsopern-Chef reagierte wie schon andere Theaterintendanten – darunter Ulrich Khuon (Deutsches Theater) und insbesondere Claus Peymann (Berliner Ensemble) – auf die Vermutung, die Kulturverwaltung beabsichtige, die Volksbühne nach dem Ausscheiden von Frank Castorf 2017 umstrukturieren zu wollen.

Peymann hatte sich vor Ostern in einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister darüber aufgeregt, dieser und Renner wollten die Volksbühne zu einem „Event-Schuppen“ umbauen. Als Indiz führte der BE-Mann an, dass als Nachfolger Castorfs der Museumsdirektor der Tate Modern (London), Chris Dercon, im Gespräch sei. Ein Kurator wie Dercon sei aber für die Volksbühne ungeeignet.

Müller hat unterdessen in den laufenden Theaterstreit in der Sache nicht eingegriffen – was eigentlich seine Aufgabe als Kultursenator wäre. Stattdessen reagierte er am Mittwoch nach Medienberichten etwas beleidigt und hielt dem BE-Chef ein „überraschend elitäres Kulturverständnis“ vor. Peymann hatte in Interviews unter anderem behauptet, den Regierenden interessiere Kultur wenig, etwa sei er vor wenigen Wochen erstmals in der Oper gewesen. ROLA