berliner szenen Luxus mit Fischstäbchen

Jerry Hall bei H&M

Sie ist überall. Die schmale mädchenhafte Rückseite dem Betrachter zugewandt, wirft sie über die Schulter den Blick, der seiner Silhouette um mindestens drei Jahrzehnte voraus ist. An den Ohren glitzern Geschmeide, in den Augen glitzert es auch. Den Körper umhüllt ein enges schwarzes Ding. Das Kleid. 29,90 €. Jerry Hall in H&M.

Nach den Mädchen von nebenan-Inszenierungen, nach Claudia Schiffer und Heidi Klum jetzt also das Luxusweib par exellence. Hätte sie einen Satz zu sagen, was könnte das sein? „Warum Hummer essen, wenn es auch Salzstangen gibt?“ Oder: „Fashion now – dress like the rest?“ Das Ding hat schmale Trägerchen, ist aber so großzügig wattiert, dass es locker eine Kleidergröße gratis dazugibt. Kleines Schummelmonster. Die Fachspache nennt das „unvorteilhaft“.

Überhaupt, Jerry Hall in H&M, das wie Eskimo mit Fischstäbchen. Werbestrategisch wäre es, im Falle des Fischstäbchens, recht ungeschickt, den Eskimo überhaupt ins Spiel zu bringen. Bei Eskimo mag der Konsument denken: Fisch. Bei Eskimo plus Fischstäbchen fällt ihm weniger der Fisch ein als vielmehr das, was vom Fisch übrig bleibt, nachdem der Eskimo ihn gegessen hat. Eskimo plus Fischstäbchen gleich Nichtfisch. Oder: Restfischstäbchen. Die Restfischstäbchenerfahrung auf Jerry und das Ding übertragen erkennen wir: Jerry Hall hasst H&M! Und das auf allen verfügbaren Oberflächen Berlins! Der Satz, den sie nun raunt, tritt man näher an die Spaßfotografie heran, lautet wie folgt: „Einmal mit dem Ding Schulter an Schulter auf eine Vernissage, einmal Wein holen durch die Menge und zurück und das Teilchen sieht aus wie ein Erbstück in der dritten Generation. Sag nicht, du hättest das nicht gewusst.“ KATRIN KRUSE