christoph schultheis
: Faule Zähne für 54 Eurocent

Bloß ein weiterer Beitrag zur aktuellen Rundfunkgebührendiskussion. Meiner. Na und?

Zum Beispiel ich: Ich kann’s nicht mehr hören! Oder lesen. Aber es geht ja auch nicht um mich, sondern um die GEZ-Gebühren, die GEZ-Gebührenerhöhung und die GEZ-Gebührenerhöhungsdebatte. „Was ist“, fragt die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe, „wenn wir das Erste, das Zweite und die Dritten satt haben, müssen wir dann weiter die Gebühren für das öffentlich-rechtliche Fernsehen bezahlen?“ Auch das ist nur ein Beispiel. Andere sind da augenblicklich viel perfider, wenn sie über das Programm von ARD und ZDF meckern.

Ich hingegen zahle sie trotzdem gern, die monatlich 16 Euro und 15 Eurocent! Und wenn es demnächst 18 Euro und 15 Eurocent sein sollten, sind’s eben 2 Euro mehr. Na und? ZDF, glaube ich, schau ich so gut wie nie. Außerdem werden doch auch die vermeintlichen Gratisprogramme von Sat.1 bis RTL, mit Blick auf den Kassenzettel beim Edeka, beim Mediamarkt oder im Autohaus, immer teurer und teurer. Aber ich weiß, so geht das nicht. Also anders:

Vorgestern etwa, in der Nacht um zwei im Zweiten, lief „Lost Killers“ von Dito Tsintsadze – definitiv kein Film für die durchschnittlich 58-jährigen ZDF-Zuschauer, die gerade dabei sind, Konrad Adenauer zum „größten Deutschen“ zu wählen. Der Film ist drei Jahre alt und war teilweise echt schlecht. Teilweise aber auch nicht: Allein Nicole Seelig in der Rolle einer vietnamesischen Prostitutierten mit faulen Zahnstümpfen war mir meine täglichen 54 GEZ-Cent wert. Auf Sat.1 wurden zur selben Zeit ein „Velou-Vasen-Set mit Tulpe“ für 34,95 Euro feilgeboten. Wobei ich jetzt gar nicht mit der „Tagesschau“-Keule kommen will. Die „Tagesschau“ loben können andere besser. Aber wie steht’s mit „Leute heute“? Wann immer Nina Ruge gerade mal im Urlaub oder beim Frisör ist, schaue ich sehr gerne „Leute heute“, Deutschlands ironischstes Boulevardinformationsmagazin. Es gibt noch andere Beispiele, zahllose, bessere.

Vor geraumer Zeit, nachdem einige Flüsse den Osten Deutschlands teilweise überflutet hatten, gab es im Fernsehen eine Reportage über einen Gerichtsvollzieher, der ausgerechnet in der Flutgegend von Tür zu Tür zog: Schlottwitz, Rabenau, Freital, keine Ahnung. Wenn ich mich aber richtig erinnere, sagte der Gerichtsvollzieher, ein Großteil der Außenstände, die er einzutreiben habe, seien ungezahlte GEZ-Gebühren. Das fand ich so deprimierend, dass ich mir’s bis heute gemerkt habe. Hergestellt und ausgestrahlt allerdings, auch daran erinnere ich mich genau, wurde die Reportage vom ZDF.

Aber okay, na schön, ehrlich gesagt habe ich vorgestern Nacht von den „Lost Killers“ irgendwann zu „The Beach“ auf Vox umgeschaltet, mit Leo DiCaprio und so – bin dann aber während einer Werbepause ins Bad, Zähneputzen, und ins Bett …