Mühsame Rückkehr zu alten Glanzzeiten

STAHLINDUSTRIE ThyssenKrupp will im laufenden Geschäftsjahr rund 20.000 Stellen streichen. Trotz des Milliardenverlusts wird eine Dividende gezahlt. Der Konzern erwartet nur allmähliche Geschäftsbelebung

ESSEN rtr | Der von der Wirtschaftskrise gebeutelte Stahlkonzern ThyssenKrupp will seine Belegschaft im laufenden Geschäftsjahr um rund 20.000 Beschäftigte reduzieren und trotz eines Milliardenverlusts eine Dividende zahlen. Die Mitarbeiterzahl soll auf rund 167.000 reduziert werden. Außerdem rechnet das Unternehmen nur mit einer allmählichen Geschäftsbelebung.

„Die sich aktuell abzeichnende wirtschaftliche Erholung sehen wir noch als fragil an und gehen von einer eher langsamen Verbesserung aus“, sagte Vorstandschef Ekkehard Schulz am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. „Das Niveau von 2008 wird aus unserer Sicht frühestens im Jahr 2012 wieder erreicht.“ 2010 könne es noch einmal zu einem Rückschlag kommen.

Der Vorstandschef warnte damit vor verfrühtem Optimismus, nachdem die Branche das Schlimmste inzwischen für überstanden hält. Nach beispiellosen Boomjahren war die Schwerindustrie mit Weltmarktführer ArcelorMittal durch die Flaute bei wichtigen Abnehmern wie Automobilindustrie und Maschinenbau in eine Absatzkrise geschlittert. Offen ist, ob die Kunden derzeit nur ihre leeren Lager auffüllen. „Insgesamt gehen wir daher für 2010 nicht von einem selbsttragenden Aufschwung aus“, sagte Schulz. 2010/11 werde sich die Lage verbessern.

Der noch bis Anfang 2011 als Vorstandschef gewählte Schulz hatte bereits vor zwei Wochen die Zahlen für das Geschäfts- jahr 2008/09 (per Ende September) vorgelegt. ThyssenKrupp hatte einen Vorsteuerverlust von 2,4 Milliarden Euro eingefahren. Der Umsatz war auf 40,6 (Vorjahr: 53,4) Milliarden Euro gefallen. Die Aktionäre sollen dennoch eine Dividende von 30 (1,30) Euro je Aktie erhalten. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern, der vor Salzgitter die deutsche Branche anführt, eine Stabilisierung des Umsatzes und einen bereinig- ten Vorsteuergewinn in niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Höhe. Im kommenden Geschäftsjahr 2010/11 sollen die Erlöse dann moderat steigen und das Ergebnis deutlicher, kündigte Schulz an. Mittelfristig seien sogar Erlöse von 50 bis 60 Milliarden Euro und ein Vorsteuerergebnis von mehr als vier Milliarden Euro drin. Mit dem Begriff „mittelfristig“ beschreibt ThyssenKrupp einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren.

In den kommenden Jahren will das Unternehmen in Märkten wie Indien, China und Brasilien sein Wachstum verstär- ken. Zudem tritt der Konzern weiter auf die Kostenbremse. Die Zahl der Mitarbeiter soll bis Ende September des nächsten Jahres durch Umstrukturierungen und Verkäufe weltweit um rund 20.000 auf 167.000 zurückgehen.