Die GM-Tochter Saab steht vor dem Aus

AUTOINDUSTRIE Auch in Schweden hat es sich General Motors (GM) kurzfristig doch anders überlegt. Die Traditionsmarke Saab wird nicht verkauft. Rund 3.400 Beschäftigte bangen nun um ihre Arbeitsplätze

STOCKHOLM taz | Nach dem Scheitern des Verkaufs des schwedischen Automobilherstellers Saab ist die Zukunft der insolventen Marke noch völlig offen: Kommt das endgültige Aus? Wird ein neuer Käufer gesucht? Oder will der US-amerikanische Mutterkonzern General Motors (GM) vielleicht Saab doch als Prestigemarke unter dem Opel-Dach überleben lassen? In der Saab-Fabrik in Trollhättan, gut 50 Kilometer nördlich von Göteborg, herrscht aber keine Untergangsstimmung. Zu oft schon hat hier das Sterbeglöckchen geläutet. Vertraute Unsicherheit also. „So, wie wir es gewohnt sind“, sagt Sofia Sjödin, Ingenieurin in der technischen Entwicklungsabteilung: „Wir haben uns unsere positive Grundeinstellung bewahrt.“

Die Entscheidung von GM, den beabsichtigten Saab-Verkauf an den kleinen schwedischen Sportwagenhersteller Koenigsegg platzen zu lassen, war für die Belegschaft überraschend gekommen. Zunächst wurde in Schweden die Schuld für den geplatzten Verkauf bei Koenigsegg gesucht: Dort habe man Angst vor dem Zauberkunststück bekommen, eine ganze Autofabrik so gut wie ohne eigenes Kapital kaufen zu wollen, hieß es. Doch mittlerweile ist klar, dass der Deal in Detroit scheiterte. Der eigentliche Knackpunkt habe zwischen GM und der chinesischen Autofabrik Baic – die zur vorgesehenen Käufergruppe um Koenigsegg gehörte – gelegen, sagt Jöran Hägglund, Wirtschaftsstaatssekretär in der schwedischen Regierung.

Im Klartext: Nachdem General Motors den Opel-Verkauf an Magna gestoppt hatte, waren auch die Würfel gegen einen Saab-Verkauf gefallen. Das Abwandern von Patenten und technischem Wissen der mit Opel eng verflochtenen GM-Tochter Saab nach China will man in Detroit nicht riskieren. Denn damit würde man sich auf dem wichtigen chinesischen Markt einen Konkurrenten zu den eigenen Opel-Modellen heranzüchten.

Bereits bei einer GM-Vorstandssitzung am Dienstag nächster Woche könnte sich das weitere Schicksal von Saab entscheiden. Von neuen Kaufinteressenten ist nichts bekannt. In Schweden stehen rund 10.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, darunter direkt die der 3.400 Saab-Beschäftigten. Ein Saab-Konkurs würde GM schätzungsweise 1 bis 2 Milliarden Euro kosten. Ein konzeptloses Weiterwursteln wie bisher wäre vermutlich teurer – in den letzten 20 Jahren hat Saab mit GM am Steuer fast nur Verluste gemacht. Gibt es bei GM kein Saab-Konzept für die Zukunft, sieht es für den Bestand der Fabrik in Trollhättan düster aus. REINHARD WOLFF