DER RECHTE RANDWie Rechtsextreme Weihnachten feiern
: Brauchtum statt Jesus

Die Feuer gegen das „Judäa-Christentum“ haben Anhänger von NPD und „Freien Kameradschaften“ schon angezündet. Im niedersächsischen Eschede kamen in der Nacht zum Sonntag rund 230 Rechtsextreme mit Kindern zusammen, um die Wintersonnenwende zu feiern. Mit Trommel, Fackel und Feuer wurden die vermeintlich ureigenen Götter angerufen. Mit dem jüdisch-christlichen Gedanken, dass alle Menschen vor Gott gleich seien, konnten die, die da feierten, nichts anfangen.

Auch die NPD-Verbände im Norden haben haben längst ihre „Jullichter“ leuchten lassen. „Knecht Ruprecht ruft Familien mit Kleinkindern zum Fest“, so warb die Partei in Lüneburg für ihre Julfeier: In einem festlichen Saal sollen bei einer großen Blautanne und Julbogen fast 100 Kinder mit ihren Familien gefeiert haben. Deutsches Liedgut wurde angestimmt, ein Theaterstück aufgeführt. „Die Kinder der Bewegung“, sagt die Rechtsextremismusexpertin Andrea Röpke, „sollen Schutz, Geborgenheit und Gemeinschaftsidentität erleben.“

Die Brauchtumspflege ist in der Szene eng mit der Weltanschauung verwoben. So verkündet zur Sonnenwende etwa Dennis Bührig von der „Kameradschaft 73 Celle“ die Hoffnung, dass die „Glut“ des Feuers „neue Kraft“ werden lassen möge, „für jene Taten, die unser Volk wieder zu dem erwachsen lassen, das es einstmals war“.

Die NPD vermeidet programmatische Aussagen zu religiösen Präferenzen. In der politischen Praxis dominiert aber auch hier die Hinwendung zum heidnisch-germanischen Brauchtum. Immer häufiger berichten Aussteiger, dass zu den Festlichkeiten Kinder und Jugendliche Texte der verbotenen Hitlerjugend oder der inkriminierten Rechtsrock-Band „Landser“ vortragen.

Nachfragen der taz beim Verfassungsschutz Niedersachsen zu dem NPD-Event in Lüneburg blieben unbeantwortet.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland