„Informiert entscheiden“

DATENSCHUTZ Warum Europa gleiche Standards braucht, erklärt der Grünen-Abgeordnete Albrecht

■ 32, geboren in Braunschweig, ist innen- und justizpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament. Foto: Fritz Schumann

taz: Herr Albrecht, womit beschäftigen Sie sich als Europaabgeordneter?

Jan Philipp Albrecht: Da gibt es viele Bereiche, gerade die ganze Innen- und Justizpolitik. Aber mein Hauptthema ist der europäische Datenschutz. Derzeit arbeite ich ganz intensiv daran, das neue Datenschutzgesetz in Europa auf den Weg zu bringen .

Warum gerade dieses Thema?

Die Verbraucher sollten überall in Europa das Gefühl haben, sich darauf verlassen zu können, das die Datenschutzregeln, die sie gewohnt sind, überall auf dem europäischen Binnenmarkt anwendbar sind. Wir alle benutzen Onlinedienste oder irgendwelche Apps auf unseren Telefonen, die zu großen Teilen nicht hier hergestellt wurden, sondern in Europa oder gar in außereuropäischen Ländern.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Für Unternehmen ist das sehr relevant, denn auch sie produzieren Medien- und Internetangebote und wollen natürlich auf dem Markt nicht benachteiligt werden. Vor allem, was Regeln zum Datenschutz angeht, wollen sie, dass sich alle an die gleichen Standards halten müssen.

Geht es darum im derzeitigen Verfahren gegen Google?

In dem Wettbewerbsrechtverfahren geht es darum, dass die Dienste und Produkte im Internet nicht ungleich behandelt werden dürfen. Wenn ich auf Google nach Produkten suche, sollte ich letztendlich alle Anbieter finden können, um auch vergleichen zu können. Dieser faire Wettbewerb ist eine Grundvoraussetzung, damit wir als Verbraucher frei entscheiden können – und das berührt natürlich auch unseren Datenschutz: Wenn ich nicht frei zwischen zwei Produkten entscheiden kann, kann ich auch nicht sagen, ich möchte nicht, das so viele Daten freigegeben werden – also nutze ich ein anderes Angebot.

Wie lassen sich Daten schützen?

Man sollte darüber nachdenken, welche Daten man überhaupt freigeben möchte. Das heißt also, man sollte eine höhere Aufmerksamkeit beim Installieren von Apps, bei dem Besuchen von Internetseiten oder der Browserwahl anlegen. Das Wichtigste ist aber vor allem, dass wir als Verbraucher besser und einfacher informiert werden, um dann selber zu entscheiden, ob die Daten verarbeitet werden dürfen. INTERVIEW: VAR

„Was haben die neuen Europaabgeordneten für unsere Stadt bewegt?“ – Jan Phillip Albrecht diskutiert mit Knut Fleckenstein (SPD), Reimer Böge (CDU) und Gesine Meißner (FDP): 18 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz