Begegnungen mit Flüchtlingen

AUSSTELLUNG Tragödien vor Lampedusa zum Ausgangspunkt genommen: Die Kulturkirche St. Stephani zeigt die Ausstellung „Homeland/Heimat“ des BEK-Kunststipendiaten Herwig Gillerke

Gillerke traf sich mit Flüchtlingen, die in den letzten zwei Jahren in Bremen ankamen

Begegnungen mit Flüchtlingen sind die Grundlage für eine Ausstellung des Malers, Fotografen und Performance-Künstlers Herwig Gillerke, die am Freitag in der Kulturkirche St. Stephani eröffnet wurde. Die Flüchtlingstragödie vor der italienischen Insel Lampedusa, bei der im Oktober 2013 mehr als 400 Menschen starben, nahm der kirchliche Kunststipendiat zum Anlass, sich mit dem Thema Flucht auseinanderzusetzen.

In der Ausstellung „Homeland/Heimat“ sind teils großformatige Acryl-Bilder und Fotografien zu sehen, unter ihnen ein Motiv mit dem Titel „Nächtliche Erscheinung“. Die Idee dazu kam Gillerke nach einer Erzählung eines Afrikaners, der dem Künstler berichtete, er sehe nachts die Ertrunkenen am Strand spazieren gehen, nehme aber nur ihre Fußspuren wahr. „Das ist eine ebenso traurige wie künstlerische Vorstellung des Traums vom gelobten Land, der als Alptraum endet“, sagt Kulturpastorin Diemut Meyer.

Gillerke traf sich mit Flüchtlingen, die in diesem und im vergangenen Jahr in Bremen ankamen. In dieser Zeit reiste er auch in afrikanische und arabische Länder. Seit Jahrzehnten setze er sich mit dem Phänomen des Anders- und Fremdseins auseinander, so Meyer. Biblisch gesehen greife er ein uraltes Thema auf. „Die Bibel selbst ist ein Buch über Flüchtlinge. Von Anfang an geht es um Wanderung, um Bewegung und um den Schutz von Fremden.“

Die Globalisierung mache weltweite Wetten auf Rohstoffe und Lebensmittel möglich. Aber die Verlierer der Zockerei seien nirgendwo erwünscht. Sie seien eher ein Ärgernis, ein „Kollateralschaden“ der globalen Finanz- und Ausbeutergesellschaften. Das zeige Gillerke auch in seinen Arbeiten. „Angst und Vorurteile kommen immer wieder zum Vorschein, wenn es darum geht, ein Flüchtlingsheim in der Nachbarschaft zu akzeptieren.“

Der 1963 geborene Gillerke hat 2014 das vierte Kunststipendium der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) bekommen. Die diesjährige Förderung ging im Februar an die Bremerin Patricia Lambertus. Die aus dem Allgäu stammende Installationskünstlerin will damit eine Arbeit zum Thema „Apokalypse/Zeitenwende“ realisieren. Das Stipendium ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert. Die Ergebnisse sollen dann in einem Jahr präsentiert werden.  (epd)