LESERINNENBRIEFE :
Helfer der Terroristen
■ betr.: „Horrorregime von Pekings Gnaden“, taz vom 17./18. 4. 15
Es ist zwar anfangs fast nur China ein Verbündeter der Roten Khmer gewesen, nach der Befreiung durch vietnamesische Truppen kamen aber noch andere Helfer dazu. Die Roten Khmer bildeten nach ihrem Sturz nämlich zusammen mit dem wendigen Exkönig Sihanouk und den Anhängern des von den USA gestützten Exdiktators Lon Nol (regierte 1973 bis 1975) eine Gegenregierung und führten einen blutigen Untergrundkampf aus dem Dschungel heraus. Diese Gegenregierung wurde auf Betreiben der USA und ihrer NATO- und anderen Verbündeten von der UNO als rechtmäßige Regierung anerkannt, während das real in Phnom Penh regierende Kabinett von Hun Sen als illegal bezeichnet wurde.
Auch der viel gerühmte „liberale“ deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat also die Terroristen zumindest diplomatisch unterstützt. Es gibt sogar Hinweise auf deutsche Waffenlieferungen an die Mörderbanden. Dass die gestürzten „Bauernkommunisten“ immer noch weitergemordet hätten, wenn Vietnam nicht eingegriffen hätte (und selbst westliche Medien sprachen anfangs von Notwehr, da Pol-Pot-Truppen auch in Vietnam eingefallen waren, um historisch bedingte Gebietsansprüche durchzusetzen, ganze Dörfer wurden massakriert), interessierte den angeblichen „freien Demokraten“ nicht die Bohne. Es herrschte eben Kalter Krieg.
Im Grunde hat Vietnam die erste humanitäre Intervention verübt – 20 Jahre, bevor auch der Westen auf die Idee kam, seine Angriffe humanitär zu verklären. Nur mit dem kleinen Unterschied: Er wurde nie angegriffen. HEINZ-HERWIG MASCHER, Hohen Neuendorf
Lifestyle-Trend und Eskapismus
■ betr.: Die Musik, das Weib und das Tongeschlecht, taz.am wochenende, 17./18. 4. 15
Lieber Arno Frank, kommt ein Gast mit seinem Elefanten in die Bar; der Barpianist spielt gerade auf dem Flügel. Der Elefant bricht in Tränen aus. „Was ist los“, fragt sein Begleiter, „erkennst du die Melodie?“ „Nein, aber ich erkenne die Tasten“, antwortet der Elefant, als ihm seine Stimme wieder gehorcht. – Und damit meint er die Untertasten aus weißem Elfenbein. (Die schwarzen Tasten, von denen Sie sprechen, sind herkömmlicherweise aus Ebenholz.) – Unverbrämte Ideologie der Pianos seit etwa 1800: Die Minderheit der Schwarzen ist über die Mehrheit der Weißen gesetzt. – Zuvor war’s anders: Als ich zum ersten Mal ein historisches Cembalo erblickte, fiel mir sofort der Name „ Apartheidsklavier“ ein.
Einerseits habe ich mich darüber gefreut, dass die taz Aufklärung über „Dur und Moll“ gibt; genaues, sensibles Hinhören angesichts von Lärm- und „Musik-“Verschmutzung ist ja wünschenswert. Andrerseits habe ich – vor allem in Erinnerung an die anfängliche Zielsetzung der taz – das ungute Gefühl, hier wird statt dringender Bekanntmachung „unterbliebener Nachrichten“ Eskapismus betrieben – wie auch mit dem ganzen „Lifestyle“-Trend, der eine im eigenen Saft schmorende F.D. P.-grüne Klientel bedient. HERMANN MUNTSCHICK-TROE, Göttingen
Schokolade in Israel …
■ betr.: „Bonjour, Israel“, taz.am wochenende vom 17./18. 4. 15
Zwei ganze Seiten über Einwanderer aus Frankreich nach Israel – und nicht eine einzige Erwähnung von Palästina, besetzten Gebieten oder illegalen Siedlungen. Bei einer Reportage in der taz hätte ich zum Beispiel folgende Fragen an die Einwanderer erwartet: „Wie stehen Sie zu den von der UNO verurteilten illegalen Siedlungen Israels in den besetzten Gebieten?“ „Haben Sie selbst auch schon daran gedacht, in eine solche Siedlung zu ziehen?“ „Ist Ihnen bekannt, dass wegen des Vorgehens Israels in den besetzten Gebieten über den Boykott Israels diskutiert wird?“ „Wie denken Sie darüber, dass Israel Atommacht ist, aber sich den entsprechenden Kontrollen entzieht?“ „Haben solche Fragen bei Ihrer Entscheidung zur Einwanderung eine Rolle gespielt?“ Stattdessen erfahren wir, welche Speisen die Einwanderer in ihrem neu gegründeten Restaurant anbieten werden, und dass die Schokolade in Israel nicht gut schmeckt. Das wollte ich wirklich nicht wissen … HORST LÖFFLER, Köln
Don’t feed the trolls
■ betr.: AfD, Pegida und Co. und die tägliche Berichterstattung
Ich habe einen Traum: Keine Zeitung, kein Radio, kein TV erwähnt die Begriffe „Pegida“, „AfD“, „Lutz Bachmann“ oder andere unsägliche Phänomene unserer Zeit. Und ich habe den Traum: Google, Facebook, Twitter und Co. würden sich dem anschließen. Ich sehe die Gesichter der Initiatoren vor mir, die sich verzweifelt fragen, wann sie wohl endlich mal in der Öffentlichkeit vorkommen oder in die Talkshows eingeladen werden. „Don’t feed the trolls“, heißt es im Internet. Das wärs doch. HEIDRUN FISCHER,Weßling
Isso!
■ betr.: „Re:Re:Re:Re:Re:Re:Re: Homolobby“, taz vom 17./18. 4. 15
Hallo Frau Stokowski, Ihr Beitrag sprach mir aus dem Herzen. Man spricht gerne über die Liebe, aber wenn sie dann geschlechtsübergreifend (oder geschlechtsegal) ist, kann das ganz plötzlich nicht mehr mit rechten Dingen zugehen. Da muss derjenige welche doch insgeheim ein Betrüger sein. Furchtbar! Schön, dass es da Menschen gibt, die glauben, dass Liebe keine Grenzen kennt und kein „insgeheim“, sondern nur ein: Isso! LUKAS KEBEL, Hamburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen