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: Sie sind noch in der Lernphase

HANDBALL Die Spreefüxxe waren gegen Tabellenschlusslicht DJK Trier in der Favoritenrolle – doch die neue Rolle scheint die Handballerinnen eher zu lähmen als zu beflügeln. Denn es wurde ein „Grottenspiel“, wie Kapitänin Christine Beier befand

Das Ziel für diese Saison ist einfach nur der Klassenerhalt

Als Aufsteiger hat man es nicht leicht. Das mussten die Handballerinnen der Spreefüxxe am Samstag in der Sömmering-Halle feststellen. Bisher gab es für die Berlinerinnen in ihren Ligaspielen nichts zu verlieren, aber gegen Tabellenschlusslicht DJK Trier waren sie nun plötzlich Favorit – eine neue Rolle, die aber eher zu lähmen als zu beflügeln schien. Heraussprang „ein Grottenspiel“, so Kapitänin Christine Beier.

Die Nationalspielerin war mit sieben Treffern beste Werferin und damit wesentlich am Sieg beteiligt. Denn dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit durfte ein 22:18-Erfolg bejubelt werden. „Alle dachten vorher, wir gewinnen hier 30:20. Und das hat vielleicht auch bei einigen im Kopf gesteckt“, befand Trainer Lars Melzer.

Berlins Handballerinnen sind immer noch in der Lernphase, denn die Luft in der Ersten Liga ist eine ganz andere. „Es geht viel mehr zur Sache, und jeder Fehler wird sofort bestraft“, erzählt Rückraumspielerin Alexandra Sviridenko. Die gebürtige Weißrussin war auch schon zu Zweitligazeiten dabei.

Ein Großteil des Teams hat noch nie Erste Liga gespielt und muss die nötige Erfahrung erst noch sammeln. Besonders in der Offensive gibt es noch viel Luft nach oben. Viele Automatismen, wie Laufwege oder Spielzüge, die im Handball elementar sind, passen hier noch nicht. Die Folge: Gegen Trier gab es wahnsinnig viele unnötige Ballverluste. „Wir lassen uns noch zu schnell verunsichern“, glaubt Beier.

Aber trotz der mauen Vorstellung gegen Trier ist man mit dem Saisonauftakt hochzufrieden. Nach sechs Spielen haben die Berlinerinnen ein ausgeglichenes Punktekonto und liegen auf Platz sieben – fernab der Abstiegsränge. Und das, obwohl sie mit dem Meister Thüringer HC, Buxtehude und Metzingen schon drei Spitzenmannschaften als Gegner hatten. Das Ziel für diese Saison ist aber trotzdem nur der Klassenerhalt. Auch weil die Spreefüxxe finanziell auf Sparflamme kochen. Momentan haben sie den kleinsten Etat der Liga. Die meisten Spielerinnen sind Amateure und haben nebenbei noch einen Job.

Das würde man zwar gern ändern, aber der Kampf um Sponsoren in Berlin ist hart. „Die sind alle sehr auf den Männersport konzentriert“, findet Managerin Britta Lorenz. Im Sommer kam man deshalb auf die Idee, mit einer Crowdfunding-Aktion viele kleinere Spender zu sammeln. „Wir wollten zumindest die Spielerinnen, die eine 40-Stunden-Woche haben, etwas entlasten“, erklärt Lorenz. Aber statt der angestrebten 50.000 Euro sind es nur 5.000 geworden. Man sieht die Aktion trotzdem als Erfolg an.

Einfluss auf den Spielbetrieb hatte das alles ohnehin nicht. Der Etat bis Saisonende war auch so gesichert. Aber trotz des kleinen Budgets hat man bei den Spreefüxxen Ambitionen. So ein klassischer Aufsteiger sind die Berlinerinnen nämlich nicht. Im Kader befinden sich durchaus ein paar namhafte Akteurinnen. Mit Laura Steinbach, Natalie Augsburg und Christine Beier stehen immerhin drei deutsche Nationalspielerinnen im Kader. Hinzu kommt die schwedische Auswahlspielerin Frida Tegstedt.

Die Spreefüxxe können zwar nicht mit Geld locken, aber die angesagte Metropole Berlin ist für die eine oder andere Akteurin ein Anreiz, in die Hauptstadt zu kommen. So soll der Klassenerhalt in dieser Saison nur der Anfang sein. Langfristig möchte man sogar ganz nach oben. „Natürlich wollen wir irgendwann auch Meister werden“, verkündet Lorenz. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Und wie das Spiel gegen Trier gezeigt hat, wohl ein sehr langer. NICOLAS SOWA