Klangfülle der Metropole

Berlin ist bekanntlich eine Musikmetropole. Um so eine Metropole zu sein, braucht es verschiedene Facetten. Ein großes Spektrum, das in Berlin vom – sagen wir mal – Bühnenlicht der Komischen Oper bis zur dämmerigen Beleuchtung eines halblegalen Kellerclubs reicht. Oder eben von Kronthaler bis Cummi Flu.

Theresa Kronthaler ist Mezzosopran und Solistin an der Komischen Oper. Für ihr nicht sonderlich einfallsreich betiteltes Projekt Kronthaler hat sie sich Unterstützung aus der Berliner Jazz-Szene geholt. Der Gitarrist Kalle Kalima arbeitet mit Jimi Tenor oder Simon Stockhausen, in Bands, die Klima Kalima oder Jazz Paracetics heißen. Der Bassist Oliver Potratz hat nicht nur mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin oder dem Konzerthausorchester Berlin konzertiert, sondern auch mit Größen wie Bobby McFerrin oder Rolando Villazon zusammen gespielt. Man sieht, diese beiden kennen keine Angst vor Genre-Grenzen. Eine hilfreiche Eigenschaft für ihr Debüt „The Living Loving Maid“, dessen Titel zwar von Led Zeppelin geklaut ist, auf dem aber zwölf Lieder aus dem Barock, von Komponisten wie Händel, Purcell oder Monteverdi, neu interpretiert werden. Weil Theresa Kronthaler ihre klassische Stimmbildung nicht ablegen kann oder will, Kalima und Potratz währenddessen aber die alten Stücke behutsam in die Moderne geleiten, entsteht ein bisweilen bizarrer Kontrast. Kronthalers Stimme gelingt zwar kein Spagat zwischen Kunstlied und Popsong, aber doch immerhin das Kunststück, ein interessantes Konzept wenig angestrengt klingen zu lassen.

Eher kein Konzept, aber dafür viel Anstrengung steckt in „Z“ von Cummi Flu. Hinter dem Projektnamen versteckt sich Oliver Doerell. Der Belgier lebt seit einem Vierteljahrhundert in Berlin und spielt in legendären Formationen wie Dictaphone oder SWOD und gab an der Seite von Raz Ohara das Odd Orchestra. Viele Meriten, auf denen sich Doerell aber nicht ausruht, stattdessen legt er mit „Z“ noch mal eine Grundsatzerklärung vor: ein Album, das sich in aller Seelenruhe in die Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung versenkt. Tracks, die knistern und knuspern, rauschen und rattern und vor allem immer wieder neue Töne und Geräusche in überraschenden Schattierungen und Farben finden. Eine selten erreichte, in mühevoller Kleinarbeit entstandene Klangfülle, in der sich eine ganze Musikmetropole verbirgt. THOMAS WINKLER

■ Kronthaler: „The Living Loving Maid“ (Sony), 21. 4., 19.30 Uhr, Pianosalon Christophori

■ Cummi Flu: „Z“ (Shitkatapult/ Morr Music), 16. 4., 21 Uhr, Urban Spree