wildeisens lesezeichen
: Die wilden Kerle sind unter uns

Wie vier Freundinnen in den Wald gehen, um Zarah das Fürchten zu lehren

Alter: ab 6

Story: Es waren einmal vier Freundinnen und eine dazu: Zarah. Eines Tages beschließen sie, nachts in den düsteren Wald zu gehen, um Zarah Angst zu machen. Die vier erzählen von schauerlichen Wesen: dem erhängten Räuberhauptmann Raddek, dem Baumtroll Ogill, dem Schlammfresser Feggel, dem Erdteufel Lappowick, dem Lindwurm Raskoff und der Vampirin Kattinka. Zarah kommentiert mit einem interessierten „Ach?!“ Am Ende haben sich die vier derart in Angst und Schrecken hineingeredet, dass sie Hals über Kopf davonstürzen. Und Zarah? Die geht nach Hause zu ihren Lieben – Kattinka, Feggel, Ogill, Lappowick und Raskoff. Und Raddek? Der ist noch im Wald, vier kleine Mädchen erschrecken!

Leserausch: Das quadratische Bilderbuch ist schön gemacht, fadengeheftet und auf festem, eierschalfarbigem Papier gedruckt. Zoran Drvenkar und Martin Baltscheit haben gemeinsam – während einer finsteren Nacht im Wald? – eine überzeugende Komposition aus Text und Bildern geschaffen. Während im Text die Freundinnen vom gefürchteten Baumtroll Ogill erzählen, zeigt die Illustration die angstverzerrten Fratzen der vier und dazu ein harmloses Eichhörnchen. Martin Baltscheits Illustrationen variieren zwischen doppelseitigen Bildern, die an kolorierte Holzschnitte erinnern. Sie zeigen einen düsteren Wald, in dessen Wurzeln und Rankengewächsen unheimliche Fratzen grinsen, und die cartoonartigen Figuren der Freundinnen, deren Gehässigkeiten in Form von Kringeln und Buchstaben aus ihren Mäulern rauschen. Zarah, eine Mischung aus Evil Emily und Rotkäppchen, ist ein schwarzhaariges Mädchen mit feurigem Blick und tapferem Denken.

Potter-Faktor: 4

Weltwissen: Drvenkar und Baltscheit liefern mit „Zarah“ eine Geschichte zum Thema Angst, die nicht auf Verharmlosung und damit auf Unterdrückung von Ängsten setzt, sondern den unheimlichen Fantasien Raum gibt. In der modernen Kinderwelt sind Ungeheuer keine Bösewichter mehr, sie sind Freunde und Verbündete. Während Maurice Sendaks Max noch Jahr und Tag segeln musste, um in das Land zu gelangen, wo die wilden Kerle wohnen, lebt Zarah gleich mit ihnen unter einem Dach. Dort hat man sie auch am allerliebsten.

Pisa-Faktor: 3

Haarsträubende Gruselgeschichte mit gekonnter Wendung, nicht nur für Grufti-Eltern! Wildeisen-Punkte: 3 SARAH WILDEISEN

Zoran Drvenkar, Martin Baltscheit: „Zarah – Du hast doch keine Angst, oder?“ Bloomsbury, Berlin 2007, 14,90 €