Streit um neue Straßenbeleuchtung

Deutschlands kleinste Stadt soll von neuen Laternen erhellt werden. Dagegen regt sich Protest: Zu hell, zu teuer und umweltschädlich sei die Beleuchtung. Jetzt soll ein Bürgerbegehren her. Erfolgreich wäre das schon bei 27 Ja-Stimmen

Viel zu beschließen hat Deutschlands kleinster Stadtrat nicht. Gerade mal gut 300 Menschen vertreten die sieben Stadträte von Arnis im Kreis Schleswig-Flensburg. Dennoch stört eine Entscheidung der Lokalpolitiker dieser Tage die Idylle des Fachwerk-Städtchens an der Schlei: Es regt sich Protest gegen den Plan, neue Straßenlaternen für die kleinste Stadt der Bundesrepublik anzuschaffen. Zu hell, zu teuer und umweltschädlich, so lauten die Argumente der Laternen-Gegner.

Seit Mittwoch sammeln die Widerständler Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Wenn jeder zehnte Wahlberechtigte – das wären 27 Menschen – das Projekt unterstütze, werde man wohl morgen das Schreiben bei den kommunalen Behörden einreichen, hieß es gestern bei der Initiative. Auch eine Kundgebung wurde bereits abgehalten: Ein Drittel der Arniser sprachen sich öffentlich gegen die neuen Straßenlampen für mehr als 100.000 Euro aus, die die Stadt künftig erleuchten sollen.

Jan Willi Degen (SPD) imponiert das nicht. Degen ist seit 1991 Bürgermeister von Arnis und sieht sich in der Pflicht, den Beschluss der Stadtvertretung umzusetzen. Die Straßenbeleuchtung sei bereits seit 2004 im Gespräch und erst nach langen Beratungen beschlossen worden, sagt er. Jetzt seien die Lampen bestellt, noch im Januar werde geliefert. „Von einem Bürgerbegehren weiß ich nichts“, sagt er. Und: Gegenstimmen gehörten zur Demokratie.

Protest kommt zum Beispiel von Nils Springer. Der Wortführer der Lampen-Gegner ist der Meinung, dass im Ort nicht ordentlich informiert worden sei. Nun habe die Stadt fast ihre kompletten Ersparnisse eingesetzt, um die neuen Lampen zu kaufen; keiner wisse, wie hoch die Folgekosten seien. Springers Mitstreiter Joachim Kalkowsky wiederum missfällt der zu hohe Energieverbrauch: „Die Spitzenpolitiker beraten in Bali über Klimaschutz“, sagt er, „und in Deutschlands kleinster Stadt gibt es künftig eine Festbeleuchtung.“

Und die wird auch in die Häuser vieler Arniser vordringen, schließlich stehen die dicht an Straße und Lampen. Nils Springer ist deswegen zwar für das Bürgerbegehren, hat aber auch Bedenken: „Wir wollen keinen gespaltenen Ort. Wir leben schließlich auf kleinstem Raum zusammen.“ Nicht einmal einen halben Quadratkilometer misst die Gemeinde Arnis – gerade einmal halb so viel Fläche wie die Nordseeinsel Helgoland.HELGE BUTTKEREIT, dpa