Mutter wegen Mordes vor Gericht

Nach 26 Jahren soll der Tod des kleinen Markus aus Oldenburg endlich gesühnt werden: Die Staatsanwaltschaft hat die Mutter des Jungen als Mörderin angeklagt. Monika K., vierfache Mutter, bestritt zu Prozessauftakt gestern die Tat

Wer den kleinen Markus ermordet hat, blieb 26 Jahre lang ungeklärt. Im August 1981 war die Leiche des Vierjährigen an einem Bahndamm in Oldenburg gefunden worden, der Junge war mit einer Strumpfhose erdrosselt worden. Die Staatsanwaltschaft klappte die Akten bald zu: Hinweise auf den Täter gab es nicht. 26 Jahre später glauben die Ermittler nun, endlich die Mörderin zu kennen: Die eigene Mutter, so die Anklage, hat Markus umgebracht. Gestern begann der Prozess gegen die vierfache Mutter vor dem Landgericht Oldenburg. Monika K. bestreitet die Tat.

Die heute 49-Jährige beteuert, am Tod ihres Sohnes unschuldig zu sein. Die Staatsanwaltschaft hingegen ist davon überzeugt, dass sie ihr Kind heimtückisch und aus niederen Beweggründen ermordet hat. Markus sei ihr lästig gewesen, hielt die Anklage ihr vor. Er sei schwieriger gewesen als sein jüngerer Bruder, außerdem ein uneheliches Kind. Monika K. habe ihn loswerden wollen. Deshalb sei sie in der Mittagszeit des 19. August 1981 mit ihm zu dem Bahndamm geradelt, habe eine Strumpfhose gepackt und ihren Sohn erwürgt.

Die Mutter war erst vorigen Sommer verhaftet worden, nahe des Schwarzwaldes im Ort Trossingen. Überraschend hatte sich nach all den Jahren plötzlich eine angebliche Tatzeugin gemeldet: Markus Cousine will damals als Neunjährige beobachtet haben, wie Monika K. den Jungen erwürgte. Sie habe geschwiegen, weil Monika K. auch sie mit dem Tod bedroht habe. Das berichtete die heute 36-Jährige in ihrer „Lebensbeichte“. Die hatte sie im Frauengefängnis Vechta verfasst, wo sie wegen Betruges einsaß. Heute ist sie in einer psychiatrischen Klinik in Bremen.

Die Staatsanwaltschaft hatte Anfangs Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Zeugin. Jetzt ist sie überzeugt, dass sie die Wahrheit sagte. Bei ihrer Festnahme vorigen Sommer sei Monika M. „brutal und gefühlskalt“ gewesen, so die Ermittler. Sie habe nicht einmal das Datum gewusst, an dem ihr Sohn zu Tode kam. „Ich habe in meinen 33 Dienstjahren noch keine so eiskalte Frau gesehen“, sagte ein Kripo-Oberkommissar.

Schon damals war die Mutter ins Visier der Ermittler geraten, weil sich Faserspuren ihres Teppichs an der Strumpfhose fanden. Damals aber ging die Polizei von einem anderen Tatzeitpunkt aus, und für den hatte Monika K. ein Alibi. Gestern wies sie erneut alle Vorwürfe zurück. „Ich bin nicht eiskalt. Ich war schon eine gute Mutter.“ Der Prozess wird am morgigen Donnerstag fortgesetzt. ELKE SPANNER