Bitterböses zur Gitarre

Über 20 Jahre hat Danbert Nobacon bei den britischen Anarchopoppern „Chumbawamba“ gesungen und Keyboard gespielt. Jetzt ist er allein. Heute Abend stellt er sein Album „The Library Book of the World“ in der Meanie Bar vor

„Als das gute Schiff Chumbawamba während der heiligen Rock ’n’ Roll-Kriege des späten 2004 gegen kürzlich versunkene Inseln krachte, fand ich mich plötzlich allein und umhertreibend“, schreibt Nigel Hunter alias Danbert Nobacon auf seiner Myspace-Seite. 2005 nahm sich die britische Band mit dem explizit bedeutungslosen Namen, deren Sänger und Keyboarder Nobacon seit 23 Jahren war, bis auf Weiteres eine Auszeit. Seitdem existiert nur noch eine vierköpfige Akustik-Variante des anarchistischen Musik-Projekts – ohne Danbert Nobacon.

1982 hatte der die Band gemeinsam mit Boff Whalley und einer Person namens „Midge“ gegründet, schnell schlossen sich andere an und nach zahllosen Compilation-Beiträgen und Veröffentlichungen auf Kassette erschien 1985 die erste Single mit dem programmatischen Titel „Revolution“ – auf dem eigenen Label „Agit-Prop“. „Chumbawamba“ stehen da schon längst an der Spitze der britischen Anarcho-Punk-Bewegung, spielen in besetzten Häusern für Tierrechte oder gegen Krieg. Mitte der 90er noch gibt die Band der einen oder anderen hiesigen Stadtteilantifa mit „Enough is enough“ von der Platte „Anarchy“ die passende Hymne zum kollektiven Soliparty-Abtanzen. Aber dann, 1997: die EMI-Krise. Die Anarchisten gehen zum Majorlabel, die Antifa ist empört. Und dann kommt auch noch „Tubthumping“ in die Charts, der bis dato wohl unpolitischste „Chumbawamba“-Song gefällt auch den anderen. Die großen Zeiten sind vorbei, auch wenn man jetzt zumindest für UK-Veröffentlichungen wieder ein eigenes Label hat. Sieben Jahre hält man dann noch durch.

Wie auch immer, Nobacon hat den Zustand des Umhertreibens sofort so genutzt, wie es ein Musiker eben tut: Er macht allein weiter und hat im August letzten Jahres bei „Bloodshot Records“ ein Album veröffentlicht. „The Library Book of the World“ ist bitterböses Kabarett zur Folk-Gitarre, Nick Cave meets Monty Python. Schließlich hat Nobacon Erfahrung als Stand-Up-Comedian. Heute Abend ist er in der Meanie Bar zu Gast, Eintritt frei. Aber Achtung! Nobacon ist, nun ja, eher extrovertiert und nicht nur seiner Musik wegen berüchtigt: Er zieht sich gern mal öffentlich aus. ROBERT MATTHIES

Do, 10. 1., 21 Uhr, Meanie Bar, Spielbudenplatz 5, Eintritt frei