hamburger szene
: Herzschmerz und Hausmeister

Ich verkaufe mein Klavier – Fibiger, Baujahr 1995, Kirschholz. Mein Herz blutet, aber es muss sein. Die Umzugskosten fressen mich auf. Während mein Herz also blutet, kommen auch schon die Klavierpacker – und mit ihnen Schweißgeruch sowie jede Menge Arm- und Halstätowierungen. Und eine Riesenportion Ärger: „Der Hausmeister hat blöde gegrinst und hinter uns gleich das Tor verschlossen. Jetzt kommen wir nicht mehr raus“, sagt einer der Tätowierten. Ihm ist richtig einer abgegangen, wo er so mächtig ist. Ich zucke zusammen angesichts der mir fremden Wortwahl, aber auch bei mir kommt er wieder hoch: der Riesenärger.

Denn mein Hausmeister ist ein kleiner Kampfhund. Mit Baseballcap, blasiertem Gesicht und Kasernenhoftonfall. Auch als ich einzog, wurde das Tor zur Auffahrt, das sonst oft offen steht, verschlossen. Als er mein Klavier sah, bellte er: „Ist das auch angemeldet?“ Und erzählte den damaligen Klavierpackern – auch riechend, aber ohne Tätowierungen –, wie sie das Instrument zu tragen hätten. Da standen die armen Kerle, die Zähne bissen sie aufeinander und hassten meinen Hausmeister.

Dieser ist offenbar so froh über den Auszug meines nicht angemeldeten Klaviers, dass er sich mal nicht in den Weg stellt. Das mit dem Tor muss sein, klar, reine Gewohnheit. Mir hilft der Ärger über meinen Herzschmerz hinweg. Und ich bin gespannt, was mein Hausmeister sich für den Tag einfallen lässt, an dem ich ausziehe. GRIT BEECKEN