Kinderarmut extrem

1,9 Millionen Kinder leben unter Hartz-IV-Bedingungen. Experten prangern in Hamburg Versagen der Politik an

HAMBURG epd ■ Sozialexperten haben mehr Chancen- und Bildungsgleichheit für Kinder und Jugendliche in Deutschland angemahnt. Angesichts von 1,9 Millionen Kindern, die unter Hartz-IV-Bedingungen lebten, müsse ein Versagen der Politik angeprangert werden, sagte der Bonner Sozialwissenschaftler Christoph Butterwegge auf einem Symposium zum Thema „Kinderarmut und Bildung“. Eine Spaltung der Gesellschaft sei bereits bittere Realität, so der Professor.

Armut sei nicht das Ergebnis fehlender individueller Bildungsanstrengungen, sondern das Resultat profitbestimmter Verteilungsverhältnisse, sagte Butterwegge weiter. Allein in Hamburg habe die Kinderarmut extrem zugenommen: 2003 seien noch 15 Prozent aller Kinder abhängig von staatlichen Transferleistungen gewesen. Drei Jahre später waren es dann schon 23 Prozent. Über 67.000 Kinder und Jugendliche in der Elbmetropole seien arm. Wer in den Regelsätzen 1,57 Euro pro Monat für Bildung ansetze, der schließe Menschen von jeglicher kultureller Teilhabe aus, rügte der Experte.

Aufwachsen in Armut bedeute für Kinder vielfältige Benachteilungen, sagte Helga Treeß von der „Patriotischen Gesellschaft“, die das zweitägige Symposium gemeinsam mit der Universität Hamburg veranstaltete. Die Folgen seien gesundheitliche Belastungen, Ausgrenzung und Beeinträchtigungen der emotionalen und schulischen Entwicklung.

Es müsse Schluss gemacht werden mit dem „entwürdigenden Umgang mit armen Menschen“, heißt es in einem Aufruf des Symposiums, der an die Hamburgische Bürgerschaft und den Senat der Hansestadt verschickt werden soll.