TUI zieht nach Hamburg um

Senat freut sich über Prestigegewinn. Angeblich kein Arbeitsplatzabbau geplant. Konzern soll umgebaut werden: Schifffahrt künftiger Schwerpunkt der Aktivitäten. Der Betriebsrat will den Standort Hannover halten

50 Prozent der betroffenen Mitarbeiter würden wohl aus familiären Gründen den Umzug nicht mitmachen

Jetzt hat auch Hamburg sein erstes Dax-Unternehmen: Die TUI verlegt ihre Firmenzentrale von Hannover nach Hamburg. Auch der Konzern zu möglichen Plänen noch schweigt: In Hamburg ist die Freude über die Pläne des Touristikkonzern groß. „Für die Hansestadt ist es ein Riesenerfolg“, sagte gestern Senator Gunnar Uldall (CDU), Präses der Behörde für Wirtschaft und Umwelt.

140 Beschäftigte der TUI-Holding müssten aus der niedersächsischen Landeshauptstadt nach Hamburg umziehen.TUI-Betriebsrat Roland Schneider steht den angeblichen Plänen kritisch gegenüber. „Wir wollen versuchen, den Standort der Holding in Hannover auf jeden Fall aufrecht zu erhalten“, sagt er.

„Die Entscheidung von TUI ist eine Bestätigung unserer Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik, die Standortattraktivität weiter zu steigern“, sagte Uldall. „Hamburg ist der weltweit wichtigste Schifffahrtsstandort und wird durch den Umzug weiter gestärkt werden.“ Der Christdemokrat hofft, dass durch den Umzug weitere Arbeitsplätze entstehen.

Die Hoffnungen von TUI-Konzernchef Michael Frenzel dürften indes andere sein: Er will das schwankende Reisegeschäft einschränken und die profitable Schifffahrt zum neuen Kern des Unternehmens machen. Geplant ist eine Verschmelzung der Konzernmutter mit der Hamburger Schifffahrtstochter Hapag Lloyd, die vor zehn Jahren von TUI-Vorgängerin Preussag übernommen wurde. Das könnte die Rendite des Unternehmens stärken, die Kosten drücken und der Börsenwert des gesamten Konzerns erhöhen. Offiziell verlautet zwar kein Wort zu den jüngsten gabPlänen der Unternehmensspitze. Aus Hannover war aber auch kein Dementi über den angeblich anstehenden radikalen Umbau des Unternehmens zu hören.

Aus Konzernkreisen verlautete, dass 50 Prozent der betroffenen Mitarbeiter den Umzug wohl aus familiären Gründen nicht mitmachen würden, wodurch ein Verlust an Know-How entstünde. Ein Arbeitsplatzabbau sei nicht zu befürchten, da der Mitarbeiterbestand der Holding von 470 im April 2007 auf heute 150 verringert wurde. 180 der 470 Mitarbeiter wurden zur TUI-Travel verlagert, 100 Stellen abgebaut.

Die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter sei heute schon sehr hoch, verlautete aus Unternehmenskreisen. Zudem ergebe ein Umzug keinen Sinn, weil die Distanz zwischen Hannover und Hamburg schon jetzt mittels elektronischer Medien überbrückt würde.

Am 23. Januar dürften sich der Nebel um die angeblichen Pläne von TUI-Chef Michael Frenzel auflösen. Dann soll dem Vernehmen nach der Aufsichtsrat entscheiden. Bis dahin dürften noch einige Nebelkerzen gezündet werden. FELIX GABER