Mehdorn unter Beschuss

Kritik an Stellenabbau und höheren Fahrpreisen aus allen Fraktionen. Ablösung des Bahn-Chefs gefordert

BERLIN dpa ■ Bahn-Chef Hartmut Mehdorn erntet für seine Ankündigung von Preiserhöhungen und Stellenabbau heftigen Widerspruch. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, er habe für Mehdorns Reaktion auf die Tarifeinigung mit der Lokführergewerkschaft GDL kein Verständnis. Politiker von SPD, Grünen und der Linken forderten gestern die Ablösung des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn.

Kritik an einem Arbeitsplatzabbau und höheren Fahrpreisen kam aus allen Fraktionen des Bundestages. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm versicherte, Mehdorn habe weiterhin die Rückendeckung des Kabinetts. Der Bund ist Eigentümer der Bahn.

Tiefensee sagte im ZDF, er finde es schade, dass Mehdorn „den guten Erfolg schlechtredet und damit noch auslöst, dass die Qualität der Bahn im Ansehen der Öffentlichkeit geschmälert wird. Das sollte er nicht tun.“ Die Einigung auf Eckpunkte eines Tarifvertrages mit der GDL sei ein „sehr guter Kompromiss“. Mehdorn hatte genau dies bezweifelt und davon gesprochen, dass die Bahn als Konsequenz Arbeitsplätze streichen und Fahrpreise erhöhen müsse. Zu Umfang und Zeitraum sagte er nichts.

Der SPD-Verkehrsexperte Uwe Beckmeyer sagte: „Wir brauchen keine Bedrohung der Beschäftigten bei der DB.“ Er „gehe davon aus, dass Mehdorn einem für sich selbst verantwortbaren Tarifvertrag zugestimmt hat – denn nur das konnte und durfte er“. Ähnlich äußerte sich FDP-Chef Guido Westerwelle: „Wer selbst einen Vertrag unterschreibt, kann nicht 24 Stunden später von einer dramatischen Schädigung seines Konzerns sprechen.“