Romney überrascht

AUS WASHINGTON ADRIENNE WOLTERSDORF

Nun wird es ganz verrückt im Rennen der Konservativen um die Nominierung zum US-Präsidentschaftskandidaten: Die republikanischen Wählenden im US-Bundesstaat Michigan bescherten Ex-Gouverneur Mitt Romney einen überraschend klaren Sieg.

Der Mormone Romney erhielt demnach am Dienstagabend rund 39 Prozent der Stimmen. Ihm folgte mit 30 Prozent sein Rivale John McCain, der Senator aus Arizona, der erst vor einer Woche den Sieg bei den Vorwahlen in New Hampshire errungen hatte. Mike Huckabee, der christlich-konservative Ex-Gouverneur von Arkansas, erhielt dagegen in Michigan nur 16 Prozent der Stimmen und damit Rang drei. Er war der herausragende Gewinner des Caucus in Iowa am 3. Januar gewesen.

„Dieser Abend stellt den Anfang eines Comebacks dar, eines Comebacks für Amerika“, jubelte ein sichtlich erleichterter Romney nach seinem Sieg. Noch vor einer Woche sei dieser Erfolg „unmöglich“ erschienen. Romneys Sieg trägt nicht dazu bei, dass das republikanische Rennen übersichtlicher wird. Im Gegenteil.

„Ich dachte, dieser Wahlkampf wird einfacher“, sagte ein sichtlich enttäuschter McCain. Er war noch während der Auszählung in Michigan abgereist nach South Carolina, um dort seinen Wahlkampf fortzusetzen. Mit South Carolina wählt der erste Südstaat. An diesem Samstag stimmen die republikanischen Wählenden, am nächsten Samstag die demokratischen ab. Bei den Bewerbern beider Lager gilt der Südstaat als Schicksalsschlacht in einem Rennen, das bislang zu wenig erkennen ließ, wo die Gunst der Wählenden hintendiert.

Vermutlich hätte für Romney eine neuerliche Niederlage das Aus im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bedeuten müssen, da er sich in seiner Strategie stark auf Michigan konzentriert hatte. Romney hatte dort mehr als zwei Millionen Dollar für Fernsehwerbung ausgegeben. Zuvor hatte er lediglich bei den bedeutungslosen Vorwahlen von Wyoming am 5. Januar gewonnen.

In Michigan aber konnte er in seinem Wahlkampf auf einen Heimvorteil setzen: Romney war in Detroit geboren und aufgewachsen, sein Vater war lange Jahre ein beliebter Gouverneur des stark industriell geprägten Staates gewesen.

Doch auch John McCain hatte sich Siegeschancen im Bundesstaat Michigan ausgerechnet. Manchen Umfragen gemäß führt er neuerdings landesweit das republikanische Bewerberfeld noch vor dem populären New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani an. Im Jahr 2000 hatte McCain die Vorwahlen in Michigan gegen George W. Bush gewonnen, war dann aber im weiteren Nominierungsprozess unterlegen.

Senatorin Hillary Clinton kam als einzige demokratische Kandidatin (siehe unten) auf knapp 59 Prozent. Aber rund ein Drittel der demokratischen Wähler stimmte schlicht für „unentschieden“. Die Senatoren Barack Obama und John Edwards hatten sich im Zuge des Anerkennungsstreits von den Kandidatenlisten streichen lassen. Bei den Demokraten stehen die nächsten Vorwahlen am kommenden Samstag in Nevada an.

Auch bei den Republikanern werden rund die Hälfte der Delegierten von der Parteiführung nicht anerkannt werden. Auch hier hatte es Streit um die Vorverlegung des Wahldatums gegeben. So kann Michigan nun maximal 30 Delegierte zum großen Nominierungsparteitag der Konservativen im September entsenden.

Aus diesem Grund standen zwar die Kandidaten Rudy Giuliani, der frühere Senator aus Tennessee, Fred Thompson, und der kalifornische Abgeordnete Duncan Hunter auf den Stimmzetteln – sie aber hatten in Michigan gar keinen Wahlkampf betrieben, sondern ihre knappe Zeit lieber in andere, vielversprechendere Bundesstaaten investiert.