Mehr Qualität fördern!
: KOMMENTAR VON CHRISTINE ZEINER

„Ich will ihn. Ich fördere ihn“, so spricht Bundesagrarminister Horst Seehofer und meint damit den Ökolandbau. Im selben Atemzug kündigt der CSU-Politiker jedoch an, im Agrarrat in Brüssel „knallhart“ dafür kämpfen zu wollen, dass die EU-Direktzahlungen an die großen Landwirtschaftsbetriebe nicht gekürzt werden.

Das könnte schon im kommenden Jahr der Fall sein, geht es nach seiner Gegenspielerin, der EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel. Denn viele Agrarbetriebe verdienen so gut wie lange nicht mehr, nicht zuletzt dank gestiegener Preise für Lebensmittel. Von den Kürzungen wären jeweils mehrere tausend große Betriebe in Großbritannien, Deutschland und Frankreich betroffen. Der deutsche Agrarminister meint, dies würde vor allem in Ostdeutschland die Existenz ganzer Betriebe gefährden.

Tatsächlich wäre es höchste Zeit, die EU-Subventionen neu zu ordnen. Das wäre eine Chance, würde der Fokus dabei auf eine umwelt- und sozialverträgliche Landwirtschaft gelegt. Die Kommission will bei ihren Subventionen künftig berücksichtigen, wie viele Arbeitskräfte ein Betrieb beschäftigt. Doch das allein reicht nicht. Mehr Geld als andere sollten auch jene bekommen, die mit Boden, Wasser und Luft sorgsam umgehen.

Derzeit erhält jeder Betrieb gleich viel Geld, ausgeschüttet wird pro Hektar bewirtschafteter Fläche. Einen Zusatzbetrag gibt es für Bauern in „benachteiligten Gebieten“: Dazu zählen solche in Steillagen oder jene in Gegenden, wo die Bodenqualität schlecht ist – und jene, die Ökolandbau betreiben. Diese Extrazahlungen könnten deutlich höher sein. Denn einen Anreiz, um „bio“ zu wirtschaften, bieten sie derzeit nicht: Zu hoch sind dafür die Preise, die derzeit auch konventionell erzielt werden können; zu mühsam die Umstellung auf die Ökokriterien.

Dabei schreit der Kunde geradezu nach Bioprodukten. In Deutschland ist der Umsatz damit 2007 um satte 15 Prozent gestiegen; er wird auch dieses Jahr weiter zunehmen. Soll es künftig mehr Biobauern und weiterhin kleine bäuerliche Betriebe geben, die Preisschwankungen und Konkurrenz standhalten sollen, muss sich auch die EU-Förderpolitik ändern.