VORMERKEN
: Rituelle Liebeslyrik in Liedern aus dem Mittelalter

Tief ins Mittelalter hinein hört man morgen bei „Minnesang und Mönchsgeschichten“ auf dem Kammermusik-Podium im Palais am Festungsgraben. Als Minne bezeichnete man die Beziehung zwischen einem Ritter und einer von ihm als Traumfrau gepriesenen, allerdings gesellschaftlich höher gestellten Dame. Bei der Lobpreisung musste es somit auch bleiben, denn nach der mittelalterlicher Ordnung war die Erfüllung der Liebe wegen des Standesunterschieds nicht vorgesehen. So war der Minnesang kein romantischer Gefühlsausdruck, sondern diente eher der Vermittlung feudalistischer Normen und Wertvorstellungen. Walther von der Vogelweide gefiel dieses von den Troubadouren aus der Provence übernommene Modell verständlicherweise nicht, wollte er doch der angebeteten „hohen Frau“ seine Liebesschwüre nicht kundtun, ohne dafür wirkliches Gehör zu finden. Das berühmteste Lied des Lyrikers und „Minnerebells“, das „Palästinalied“ von 1228, wird dann morgen von Rundfunkchor-Sänger Wilfried Staufenbiel auch mit Stücken des „wirklichen“ Kreuzfahrers Richard Löwenherz kontrastiert. Begleitet wird er dabei – so richtig mittelaltermäßig – von einer Tänzerin und den Klängen einer Drehleier und einer Fiedel. PHB

„Minnesang und Mönchsgeschichten“: Palais am Festungsgraben, Am Festungsgraben 1 Sonntag, 20. Januar, 17 Uhr, 15 Euro