hamburg heute
: Im Kampf um Anerkennung

Die Linke versucht heute in einer Diskussionsrunde die Ursachen für Jugendgewalt aufzuspüren

taz: Frau Schneider, haben Sie die Jugendgewalt erst durch den Wahlkampf der hessischen CDU entdeckt?

Christiane Schneider: Die Diskussion über Jugendgewalt wurde durch den Wahlkampf des Roland Koch erst angefacht. Aber das Thema sollte man rational und besonnen angehen. Ich schließe mich direkt der Kritik der 1.000 Richter, Polizisten und Professoren an. Man darf nicht aufs Glatteis geraten, indem man sagt, die Jugendkriminalität habe zugenommen. Das hat sie definitiv nicht.

Aber irgendetwas muss an dem Thema Brisanz haben.

Experten gehen davon aus, dass die Delikte nicht angestiegen sind. Es ist das veränderte Anzeigenverhalten, das dazu führt, dass mehr Gewaltdelikte angezeigt werden als früher.

Kochs Äußerungen mal umkehrt: Wieso haben Migranten mehr soziale Probleme?

Das kann man nicht pauschalisieren. In vergleichbar schwieriger sozialer Lage gibt es zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund kaum Unterschiede. Hier geht es, glaube ich, darum, dass Jugendliche im Kampf um Anerkennung an extrem schlechten Bedingungen scheitern. Heute wird auch der Rapper Bacapon erzählen, wie schwer es ist, als Jugendlicher mit solchem Hintergrund weiterzukommen. INTERVIEW: ET

19 Uhr, Patriotische Gesellschaft, Trostbrücke 4

CHRISTIANE SCHNEIDER, 59, Linke-Landessprecherin.