Ausschuss diskutiert Moorburg

Anhörung zur Volkspetition gegen das geplante Kohlekraftwerk. Es geht um den Treibhauseffekt und die Gesundheit der Anwohner. 90 Ärzte unterschrieben Resolution wegen Feinstaub-Gefahr

VON ELKE SPANNER

Die Umweltschutzverbände bereiten sich intensiv auf den Donnerstagabend vor. Da wird der Umweltausschuss der Bürgerschaft über die Volkspetition zum geplanten Steinkohlekraftwerk Moorburg verhandeln und sowohl aus ökologischer als auch medizinischer Sicht gibt es noch einiges zu dem Thema zu sagen. „Das Kraftwerk wird ein gigantischer neuer Schadstoffemittent“, fasst es Manfred Braasch zusammen, der Geschäftsführer des Hamburger Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Klaus Harloff, ein Arzt aus Wilhelmsburg, ergänzt: „Ein Kohlekraftwerk in Moorburg setzt in unverantwortlicher Weise die Gesundheit vor allem unserer Kinder aufs Spiel.“

Schon oft haben die Umweltverbände und Ärzte auf die enorme Menge an Schadstoffen hingewiesen, die aus den Schornsteinen des geplanten Kraftwerkes in die Luft gepustet werden soll. Dennoch halten der Betreiber Vattenfall und die Umweltbehörde daran fest, dass das Kraftwerk weder ein Klimakiller sei, noch die Gesundheit der Anwohner gefährde. Vattenfall verweist auf moderne Filteranlagen, die sicherstellen würden, dass die gesetzlich festgeschriebenen Emissionsgrenzwerte für Schwefeldioxid, Stickoxid und Staub „sogar noch unterschritten“ werden. Die Umweltbehörde betont zudem, dass das Genehmigungsverfahren noch läuft.

Hinsichtlich des geplanten Ausstoßes an Feinstaub habe die Behörde Vattenfall bereits heruntergehandelt: Beantragt worden sei ein jährlicher Ausstoß von 800 Tonnen Feinstaub. Den habe die Behörde halbiert. „Es gibt bundesweit kein zweites Beispiel, wo ein Betreiber in einem solchen Maße runtergehandelt werden konnte“, sagt Behördensprecher Volker Dumann. Erfahrungen mit dem Kraftwerk in Tiefstack ließen zudem die Prognose zu, dass die 400 Tonnen durch den Einsatz moderner Nassfilter noch weiter verringert werden könnten. „Feinstaub ist ein wichtiges Thema“, räumt Dumann ein. „Da sind wir am drücken, wie nie jemand zuvor.“

Dem hält der BUND entgegen, dass Moorburg selbst bei Halbierung des beantragten Schadstoffausstoßes weit mehr Emissionen in die Luft pusten wird als alle vergleichbaren Anlagen der Stadt. Das Kraftwerk Wedel, das durch Moorburg ersetzt werden soll, stößt nur 64 Tonnen jährlich aus. Das Heizkraftwerk Tiefstack kommt nur auf 21 Tonnen, die norddeutsche Affinerie auf 49,6 Tonnen. „Diese enorme Zusatzbelastung ist nicht wegzudiskutieren“, findet Braasch.

Dennoch hat Umweltsenator Axel Gedaschko den Skeptikern „Panikmache“ vorgeworfen. Den Vorwurf richtete er an die Wilhelmsburger Ärzteschaft, die sich in einer Resolution unter Hinweis auf Gefahren für die Gesundheit gegen das neue Kraftwerk ausgesprochen hatten. Dieser Erklärung haben sich nach Angaben des Wilhelmsburger Arztes Klaus Harloff inzwischen an die 90 Mediziner angeschlossen. Denn Feinstaub, das ist unumstritten, erzeugt Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis und Lungenentzündungen sowie vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb, sagt Harloff, „sind unsere Bedenken gut begründet“.

Der Arzt hält es für unverantwortlich, ein solches Kraftwerk zu bauen, gerade in Moorburg. Mit Wilhelmsburg und der Veddel grenzen arme Stadtteile an. „Der soziale Status verstärkt die Auswirkungen der Luftverschmutzung noch mehr“, sagt Harloff. „Das ist ein eigenständiger Risikofaktor.“ Diesem Aspekt seien im Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2005 ganze Kapitel gewidmet, was auch der Hamburger Senat im Genehmigungsverfahren für Moorburg nicht ignorieren dürfe.

Die Wilhelmsburger Ärzte sind entschlossen, das Thema weiter an die Öffentlichkeit zu bringen. An einer Veranstaltung am 6. Februar, auf der über die Gesundheitsgefahren aufgeklärt werden soll, nimmt auch ein Sprecher der Ärzteinitiative Krefeld teil. Dieser ist es gelungen, ein vergleichbares Kraftwerk mit dem Hinweis auf die gesundheitlichen Risiken zu verhindern.

Umweltausschuss: Donnerstag, 17 Uhr, in der Patriotischen Gesellschaft; Informationsveranstaltung zu den gesundheitlichen Auswirkungen: 6. Februar, 19 Uhr, im Bürgerhaus Wilhelmsburg